Hans Eichel ist ein Mann mit Sinn für die Realität und als Finanzminister auch zuständig für Briefmarken. "Die Philatelisten sind die letzten Freunde, die ein Finanzminister noch hat", sagt Eichel gerne, wenn ihn die roten Zahlen drücken. Jene Leute also, die viel Zeit, Muße und Geld verwenden, um kleine Rechtecke aus Papier in Alben zu stecken, mögen auch Eichel.
Nun ist zwar nicht bekannt, ob Benedikt XVI. ein Philatelist vor dem Herrn ist und schon deswegen einer der letzten Freunde von Hans Eichel sein könnte. Doch angenehm wird es für den deutschen Briefmarken-Papst gewesen sein, als er dem echten Papst am Mittwoch im Vatikan eine Sonderbriefmarke überreichen - die erste, die Deutschland mit dem Vatikan herausgibt.
Die Sondermarke aus "gestrichenem, weißen, fluoreszierenden Postwertzeichenpapier DP 2" ist 46 mal 23,27 Millimeter groß, kostet 55 Cent und zeigt ein Kreuz vor einer Weltkugel. Sie wurde in Umlauf gebracht, weil Mitte August Weltjugendtag in Köln ist. So heißt seit den 80er Jahren die Veranstaltung für Katholiken von 16 bis 30 Jahren, die sich für einige Tage treffen, um zu beten, zu singen und zu tanzen. Bis zu 800 000 Besucher werden erwartet. Papst Benedikt XVI. auch.
Der aus Deutschland stammende Papst hat dem deutschen Minister eine zehnminütige Audienz gewährt. Er hat Verständnis für die weltlichen Sorgen von Hans Eichel aufgebracht. Briefmarken seien auch im Vatikan die einzige sichere Einnahmequelle, wird Benedikt XVI. zitiert. Guter Scherz.
Auch das Bundesfinanzministerium, Referat Postwertzeichen, hat die Vorzüge von Briefmarken erkannt und auf seiner Internet-Seite diesen Satz gedrechselt: "Angesichts der Qualität der deutschen Briefmarken, ihrem breiten Interesse in unserem Land und der aufmerksamen Beobachtungen des Auslands mit den sich häufenden Wünschen, gemeinsam mit Deutschland Briefmarken herauszugeben, besteht kein Zweifel daran, dass unsere Briefmarken die Chance auf eine große Zukunft haben, die wir nutzen werden."
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