Bayern: Briefe - ohne Francomarken - (geändert 30.01.10)

    Liebe Sammlerfreunde,

    möchte folgenden Brief vorstellen.
    Portobrief mit "Muster ohne Wert" von Nürnberg nach Neustadt an der Orla (Sachsen-Weimar-Eisenach - Thurn & Taxissches Postgebiet) vom 28. Juni 1849. Mit 15 Kreuzer taxiert. Dieses in Neustadt a.d.Orla durchgestrichen, Gewicht mit 2 1/2 fach angeschrieben und 8 1/2 Silbergroschen Porto vermerkt. Der Empfänger verweigerte die Annahme des Briefes mit folgender Begründung. (Auf der Rückseite vermerkt). "Wird unfrankiert und mit Privatsiegel versehen nicht angenommen". Dann wurde "Retour" angeschrieben und der Brief ging nach Nürnberg zurück. Ankunftsstempel Nürnberg vom 2. Juli 1849. Der Absender bezahlte aber nur 15 Kreuzer (neben dem Ankunftsstempel angeschrieben).

    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

    Hallo VorphilaBayern,

    und schon wieder eine Rosine aus deiner nicht enden wollenden Sammlung der Besonderheiten. :)

    Leider geben die mir vorliegenden Vertragsteile Bayern - Taxis bzgl. der Retourbriefe wenig her. Um so schöner, mal einen zu sehen.

    Allein schon ein Muster Brief ist grenzüberschreitend ein seltenes Stück.

    Hier wurde die Briefkarte von Taxis zu Bayern bzgl. der taxischen Portos abgestrichen, so dass man nur 15 Kr. vom Absender verlangte.

    Das ist aber das Besondere an dem Brief, denn der Absender war in Nürnberg erst einmal zu ermitteln.

    Anhand des Siegels gelang dies, so dass die Hauptbriefpostexpedition Nürnberg nach dem Siegelabgleich "Ernst Iegel" ausmachte und neben dem Siegel notierte, da der Briefträger ja wissen musste, von wem er die 15 Kr. zu kassieren hatte.

    Traumstück, das alles hat, was ein VMZ - Brief nur haben kann. :P

    1. Muster ohne Wert,
    2. Annahme verweigert,
    3. Briefkartenporto abgestrichen,
    4. Empfänger ermittelt,
    5. Bayerisches Tourporto eingezogen.

    Danke fürs zeigen dieses Vortragsbriefes sagt bayern klassisch

    Lieber bayern klassisch,

    das ging aber schnell.
    Vielen Dank für Ihre ausführliche und präzise Beschreibung.

    Möchte noch einen weiteren grenzüberschreitenden Brief mit "Muster ohne Wert", diesmal von Stuttgart (Kgr. Württemberg) über Bayern nach Dresden (Kgr. Sachsen) vorstellen.
    Portobrief von Stuttgart vom 5. Oktober 1849 über Nürnberg (Rückseite Durchgangsstempel vom 7.10.1849), sowie vorderseitiger Stempel "NÜRNBERGER AUSLAGE" und Ankunftsstempel von Dresden vom 8. Oktober.
    In Dresden wurde der Portobetrag von 59 Pfennig vermerkt.

    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

    Lieber VorphilaBayern,

    schon wieder eine Granate von dir - unglaublich!

    Bei deinem Schmuckstück ist noch interessant, dass, solange es noch keinen Postverein gab, Bayern ein Transitporto von 8 Kr. je einfachen Brief bis 1/2 Loth erhob.

    Dass dem Brief ein Muster beigeschlossen war, machte ihn aber nicht billiger, denn eine Vergünstigung des Portos erfolgte er ab der 2. Gewichtsstufe, so dass einfache Briefe mit und ohne Muster gleichviel kosteten.

    Dass man es trotzdem notierte, lag an den Zollvorschriften der beiteiligten Länder, die sowohl Ausgangs-, Durchgangs- und auch Einfuhrzölle kannten.

    Vielen Dank für das zeigen dieser postgeschichtlichen Augenweide sagt bayern klassisch

    Lieber bayern klassisch,

    wiederum vielen Dank für Ihre sehr schnelle und ausführliche Beschreibung.

    Habe noch einen grenzüberschreitenden Brief mit "Muster ohne Wert" aus der Vormarkenzeit:

    Portobrief mit "Muster ohne Wert" von Würzburg (Kgr. Bayern) nach Bartenstein im Hohenlohischen (Kgr. Württemberg) vom 4.12.1843. Inhalt eine Quittung, dies war das "Muster ohne Wert" (siehe zweites Bild).
    Der Empfänger bezahlte 10 Kreuzer Porto (6 Kr bayerisches und 4 Kr württembergisches Porto).

    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

    Liebe Sammlerfreunde,

    möchte folgenden Begleitbrief für eine Geldsendung von 12 Gulden vom 12. Dezember 1839 vorstellen:
    Bei der Aufgabe bar frankiert mit 4 Kreuzer,
    von Bischofsheim v. Rhön über Würzburg nach Remlingen.
    Aufgabevermerk "v.Bischofsheim" handschriftlich.
    In Bischofsheim v. Rhön wurde am 1.11.1835 eine kgl. bayer. Briefpostexpedition eingerichtet.
    Nachdem von Seiten der kgl. bayer. Post keine Fahrpostexpeditionen in Bischofsheim v. Rhön, Gersfeld, Wüstensachsen, Hilders und Tann eingerichtet wurden, verständigten sich die betroffenen Briefpostexpeditoren eine Fahrtverbindung auf eigenes Risiko einzurichten. Mit Zustimmung durch das Oberpostamt Würzburg und der Regierung des Untermainkreises wurde ab 1. Mai 1836 der "Privat=Fahrpost=Verein für die Rhön" gegründet. Weiteres kann im Artikel von Herrn Friedrich Pietz "Privat - Fahrpost - Verein im Königreich Bayern" in der "POSTGESCHICHTE Nr.110 vom Juni 2007 nachgelesen werden.
    Nun wieder zum Beleg:
    Falls kein Stempel vorliegt sollte der Ortsname handschriftlich, wie in diesem Fall, vermerkt werden.
    Als Manualnummer wurde "No12" vermerkt. In Würzburg erhielt der Brief den Fahrpoststempel "W" im Wappenschild. Die "12" von Bischofsheim wurde durchgestrichen und im Würzburger Stempel wurde die Manualnummer "1" vermerkt.
    Dann ging der Begleitbrief weiter nach Remlingen.

    Ab 1. Juli 1842 wurde der "Privat=Fahrpost=Verein für die Rhön" aufgelöst und in den obengenannten Orten wurden kgl. bayer. Fahrpostexpeditionen geschaffen.

    Gruß,
    VorphilaBayern

    Hallo Alle

    Ich habe nicht die Rosinen der Vorphilabayern hier zeigen kann (leider), aber ich habe eine menge Fragen. Ein stelle ich hier.

    Ich habe ein Portobrief auf Stempelpapier von Roth gelaufen, aber ich sehe nicht wo der Brief gelandet ist?
    Der Brief ist auf ein 3 Kreuzer Stempelpapier geschrieben. Ich nehme dann an dass der 3 vorne entspricht was der Empfänger bezahlen musste + die 4 Kreuzer Porto?
    (Ok, zwei Fragen)

    Viele Grüsse
    Bayern-Nils

    NEH

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern-Nils (9. November 2008 um 11:58)

    Hallo Nils,

    ich kann leider keinen Brief erkennen - könntest du einen Scan einstellen?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Hallo Nils,

    danke für den Scan - macht es mir viel leichter!

    Es war ein Portobrief aus Roth nach Schwabach, der 3 Kr. Porto kostete.

    Der Bote, der ihn dem Advokaten zustellte, bekam aber auch etwas ab, nämlich den vierten Kreuzer.

    Wenn innen Stempelpapier zu 3 Kr. benutzt worden ist, dann wurde dies nach Schließung der Ermittlungen bzw. des Aktes dem Auftraggeber oder Prozeßverlierer in Rechnung gestellt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Hallo Bayern Klassisch

    Besten dank für Antworten.
    Ich habe vergessen zu nennen, dass der Brief 1836 geschrieben ist. Aber es ändert wohl gar nichts.

    Viele Grüsse
    Bayern-Nils

    NEH

    Bayern-Nils:
    "Ich habe nicht die Rosinen der Vorphilabayern hier zeigen kann (leider), aber ich habe eine menge Fragen"


    Hallo Bayern-Nils,

    bitte nicht untertreiben.
    Wir haben von Ihnen schon viele herausragende Belege gesehen
    und Ihre Beiträge sind immer sehr gut.

    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

    Hallo Vorphilabayern

    Danke, gefällst dir meine Briefe ist es sehr schön.


    Hallo Alle

    Ich habe ein Frankobrief(?) der von Würzburg, Grosherzogtum Würzburg nach Mitwitz in Bayern. Der Brief ist im November 1809 geschickt, und ist an "le Baron de Würzburg" gerettet.

    Auf der Brief ist den Leitweg angeschrieben - über Bamberg und Kronach. Darunter steht Frey wie es sein soll. Aber hinter Frey steht es etwas die ich nicht richtig deuten kann, ist es Gr(enze)? Falls es so ist, ist der Brief kein Frankobrief, aber ein Teilfrankobrief, wo der Empfänger 8 Kreuzer bezahlen musste.
    Siegelseitig ist es f geschrieben, vielleicht ein taxissches vermerk?

    Darf ich Fragen warum der Leitweg hier angedeutet ist, gab es andere?
    Höre auch gern Kommentare, habe ich was vorbeigeschaut?

    Viele Grüsse
    Bayern-Nils

    NEH

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern-Nils (9. November 2008 um 19:21)

    Hallo Nils,

    ich schließe mich dem Lob von VorphilaBayern (und dessen Lob will wirklich etwas heißen) nahtlos an und kann nur immer wieder staunen, welch hervorragende Belege du im fernen Norwegen an Land gezogen hast.

    Auch dass du bei diesem Brief, der für 99% aller Deutschen völlig unleserlich ist, hinter (fast) alles gekommen bist, spricht enorm für dich. Chapeau! :)

    Es war ein Brief, der im Großherzogtum Würzburg selbst frei war (Namenszeichen neben "frey" vorne, Absendersiegel und "f" - Zeichen siegelseitig), aber in Bayern portopflichtig war.

    Diese 8 Kr. für Briefe über 1 bis 1,5 Loth, musste der Empfänger zahlen. Mitwitz hatte aber 1809 noch keine eigene Post, sondern bekam erst 1861 (!) eine Postablage. Postalisch wurde es vom Grenzpostamt Hof versorgt.

    Da keine weiteren Botengebühren notiert wurden, hat man vom Schloss in Mitwitz aus diesen Brief von der Postexpedition Cronach abgeholt.

    Feines Stück aus einer Periode, die wenig Material bietet, das aber umso interessanter ist, und dessen postgeschichtliche Aufarbeitung noch längst nicht abgeschlossen ist.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (10. November 2008 um 15:47)

    Hallo bayern klassisch,
    bist du dir mit Hof sicher?
    Ich meine der Brief wurde über Bamberg bis Kronach geleitet und dort abgeholt.
    Kronach ist ca. 7km von Mitwitz entfernt. Hof hingegen so um die 40.
    Vielleicht irre ich mich auch.

    Grüße
    Frank

    Hallo Frank und Bayern Klassisch und Alle

    Ich denke auch dass Kronach richtiger ist als Hof. Kann aber sein dass ein Brief im Normalfall über Hof gehen sollte. Dies war die Anfangszeit der Bayerische Post. Und Bamberg etc. kamen erst 1808 an Bayern. Vielleicht hatten die auch die Taxissche Leitwege geerbt.
    Aber der Brief hatte der Leitvermerk über Bamberg und Kronach, dann finde ich es etwas merkwürdig dass der Brief zuerst nach Hof ging und dann zurück nach Mitwitz.
    Vielleicht steht etwas im Brief. Ich schaue mal nach Heute Abend.

    Viele Grüsse
    Bayern-Nils

    NEH

    Zitat

    Original von bayern klassisch

    Es war ein Brief, der im Großherzogtum Würzburg selbst frei war (Namenszeichen neben "frey" vorne, Absendersiegel und "f" - Zeichen siegelseitig), aber in Bayern portopflichtig war.
    und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Äh, R3 (3. Rayon) - das haben wir doch Napoleon zu verdanken - auch wenn dieser da schon abgedankt worden war und es das Großherzogtum nicht mehr gab? Es wäre dann nur ein Brief aus dem Großherzogtum, wenn der Brief bis 1804 bzw. 1806 bis 1814 verschickt worden wäre. Ich schaue heute abend mal in meiner Sammlung nach den exakten Daten. Aber ich denke der Brief war "bairisch" und deshalb die übliche handschriftliche Taxierung "8".

    Einen Guten Nachmittag wünscht
    Luitpold

    Hallo Luitpold

    Der Brief ist im November 1809 geschrieben. Das siehst du ganz deutlich oben auf den Brief.
    Stempel ist bei Fauser nr. 4001-05. Der auf jeden Fall bis 1810 benutzt ist. So zeitlich ist es kein Zweifel aus die Grossherzogtumlichen Zeit.

    Ich habe Heute leider kein Zeit zu versuchen diesen Brief zu Deuten. Aber der liegt hier frei für jeden.

    Viele Grüsse
    Bayern-Nils

    NEH

    2 Mal editiert, zuletzt von Bayern-Nils (10. November 2008 um 16:07)

    Hallo frank65,

    hast Recht mit Cronach - ich war in Gedanken noch bei Hof, weil ich zuvor eine E-mail mit Hofer Problem zu lösen hatte, von daher ... sorry an alle.

    Der Text wurde schon korrigiert.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Hallo Luitpold,

    Einspruch, Euer Ehren.

    Der Brief stammt tatsächlich aus 1809 - das ist unzweifelhaft. Und damit ist es ein taxischer Brief nach Bayern.

    Der Rayon 3 Würzburg ist von 1802 bis mindestens 1810 bekannt - passt also auch bestens.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch