Hallo Roda127,
die Pferde waren das Eigentum des Poststallhalters oder Postexpeditors.
Ein Pferd war damals wertvoll - wertvoller als die meisten Menschen.
Jeder Eigentümer konnte nur ruhig schlafen, wenn er seine Pferdchen im eigenen Stall hatte. Oft waren die Pferde ein nicht unerheblicher Vermögensteil des Post - Subunternehmers.
Bei Bayern, und woanders dürfte es auch nicht so abweichend gewesen sein, gab es über Jahrzehnte Probleme mit den Retouren.
Die Conducteure, Schaffner, Rössler, Kutscher oder wie immer du diese Leute nennen möchtest wurden ja für die Tour, also die Hinfahrt, voll bezahlt. Dieses Geld schloß die Leerfahrt retour mit ein, weil man ja nicht erwarten konnte, dass nach ca. 50 km Fahrt zufällig am Entladeort auch eine Adelsfamilie mit großer Equipage ausgerechnet an den Abreiseort zurück gefahren werden wollte, wiewohl dergleichen ganz selten auch vor kam.
Der exponierte Personenkreis, der mit der Hin- und Rückfahrt aber betraut worden war, nahm nur zu gerne für die eigene Kasse Leute und Gepäck mit zurück und freute sich über einen lukrativen Nebenjob. Von alledem durfte der Poststallhalter antürlich nichts wissen, denn das war Betrug und wurde streng verfolgt.
Nebenbei: Auch der Stand der Beförderten spielte eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ein Mitglied des hohen Adels, finanziell sehr gut gestellt, ließ seinen Wagen gerne von mehr Pferden ziehen, als es technisch notwendig gewesen wäre. Es sah halt einfach besser aus, mit 24 Pferden in eine Stadt einzufahren, als mit deren 4. Das ist ja heute noch so, wenn wir den Begriff Pferd durch die Pferdestärke ersetzen ...
Liebe Grüsse von bayern klassisch