schöne Belege aus Bremen - Vorphila bis 1945

Hallo mar-vel,

dann will ich mich mal an den Briefen des 1. Beitrags versuchen:

1) Bremen - Norden, Portobrief, der Empfänger zahlte 2 Groschen.

2) Bremen - Achim, Fahrpostbrief, beschwert mit 1 Reichsthaler und 5 guten Groschen, im Gewicht von 3 1/2 Loth, geführt unter der Manualnummer 12. Der Absender zahlte alles, so dass an Franko unten links 1 guter Groschen und 6 Pfennige anfielen.

3) Bremen - Langensalza, Teilfrankobrief, hinten zahlte der Absender 15 Grote für eine Teilstrecke, ab dem Grenzpunkt der Empfänger 2 Groschen vorne in Rötel notiert.

4) Bremen - Oldenburg, Portobrief, der Empfänger zahlte 4 Groschen.

Da nicht mein Gebiet, ohne Gewähr.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

... und zu deinen Briefen des 2. Beitrages:

1) Teilfrankobrief nach London, der Absender zahlte die hinten notierten ??? in Grote (leider verschmiert und von mir nicht sicher zu bestimmen) bis zur Küste. Der Empfänger zahlte 8 Pence ab der Küste bis zu sich. Den Leitweg via Cuxhaven kenne ich nicht.

2) Frankobrief nach Paris vom 26.7.1866, also noch mitten im deutschen Bruderkrieg. Die Leitung über Forbach war üblich, der Absender zahlte 10 Grote bis zum Empfänger. Prima Stück!

3) Frankobrief nach Paris über Valenciennes vom 3.11.1854, der den Absender 27 Grote kostete (da sieht man, wieviel günstiger es später geworden ist).

4) Frankobrief nach Stade vom November, mit 2 Grote in Rötel ausgewiesen.

Beste Grüsse von bayern klassisch

Hallo mar-vel,

wenn ich Zeit habe, stelle ich auch mal ein paar "Bremer" ein. Damit du nicht der Einzigste bist, der seine Weserschätze hier zeigt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Hallo mar-vel,

wie angedroht nun ein paar "Bremer" mit bayerischem Bezug, was mir gestattet sei.

Der 1. Brief datiert vom 11.9.1850 und lief an den Magistrat von Nördlingen.
Der Absender hatte wohl mit diesem korrespondiert und dachte sich, dass, wenn er nur die Buchstaben R. S. für Regierungssache unten links notiert, der Brief selbst portofrei befördert werden würde.

Das war zwar schlau, aber interessierte die Taxispost wenig. Diese erkannte die gewünschte Portofreiheit als Dienstbrief nicht an und taxierte ihn mit 16 Kreuzern, weil er ja in den Süden lief.

In Nürnberg schlug man den Auslagestempel auf den 16 Kr. für Taxis ab und notierte weitere 8 Kr. bis zum Empfänger, so dass der Magistrat in Nördlingen mit 24 Kr. zur Kasse gebeten wurde.

Bayern war zwar schon im Postverein, Bremen aber noch nicht, so dass hier noch keine günstigen Postvereinstaxen in Ansatz kamen. Auch innerhalb Bayerns wurde noch nach dem alten Regulativ vom 1.1.1843 gerechnet und nicht nach dem vom 1.6.1849, zumal hier noch das halbe Loth galt, im Postverein oder bei innerbayerischen Sendungen aber das volle Loth.

Der 2. Brief zeigt gerade diesbezüglich eine Besonderheit. Er lief vom 18.9.1851 nach Mittenwald. Da laut bayer. Verordnungsblatt Bremen erst zum 1.1.1852 offiziell dem DÖPV beitrat, wäre er theoretisch noch mit den o. a. Taxen zu belegen gewesen.

Jedoch wurde Taxis, die Lehenspost, die für die Südtransite zuständig war, schon zum 1.5.1851 Mitglied des Postvereins (mit einigen Gebieten), so dass man ab diesem Zeitpunkt so tat, als wären Briefe von und nach Bremen reine Postvereinsbriefe.

Das Resultat kannst du hier gut nachvollziehen, denn es gab nur noch einen Taxansatz von 12 Kr., über den man in Hof de dortigen Auslagestempel abschlug (immer über 20 Meilen bis 1 Zolloth exklusive).

Der 3. Brief vom 19.10.1856 lief über Frankfurt in die bayerische Pfalz - von Bremen aus eine seltene Destination, die ich nur zweimal bisher gesehen habe. Einen Brief von der Pfalz nach Bremen würde ich gerne hier vorstellen können ...

Die Attraktivität eines Damenkuverts vom 26.4.1859 nach München kann noch durch den Vermerk "poste restante" gesteigert werden. Dieser Sonderdienst, der in Bayern 4 Kreuzer kostete, wurde recht selten in Anspruch genommen und war gebührenmässig von Bremen aus nicht vorfinanzierbar. Dass die 4 Kr. in München nicht notiert wurden, darf man als ortsüblich ansehen.

"Last but not least" zeige ich mal einen der ganz wenig erhaltenen Transitbriefe Bremens über Bayern in den Postverein, hier nach Österreich.
1855 waren beide Staaten im Postverein, so dass die in blau notierten 12 Kreuzer Conventionsmünze (die etwa 15 Kr. bayerisch entsprachen) später im Säckel von Taxis klingelten. Bayern bekam für seinen Transit etwa 2 Kr. bayerisch von Taxis gut geschrieben, was auf derlei Briefen aber niemals ersichtlich ist.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Lieber Altsax,

ich zitiere die Verordnung Nr. 6553 des 19. VO - Blattes vom 29.4.1851 bzgl. des Anschlußes der fürstl. Thurn - und Taxischen Postverwaltung an den Postverein:

I. Briefpost - Verkehr

§1

"Für die Korrespondenz im Wechselverkehr zwischen Bayern und den f. TT Postanstalten in den großherzoglich und hezogl. sächsischen, fürstlich schwarzenburgischen, Lippeschen und reußischen Ländern, dann der Landgrafschaft Hessen - Homburg und den freien Städten Frankfurt a/M., Hamburg, Bremen und Lübeck, gelten vom 1. Mai laufenden Jahres anfangend ausschließlich die Bestimmungen des Postvereins ..."

Es grüsst der sich sicher seiende bayern klassisch

Lieber Altsax,

seit der Feststellung und Aufdeckung, dass Taxis als verlängerter Arm Metternichs in Bayern die Briefspionage durch ihre schwarzen Kabinette aktivst vorantrieb, war das Verhältnis zwischen der gefürsteten Lehenspost mit ihren Schergen und dem bayerischen Königshaus ein stark getrübtes.

In Anbetracht der Tatsache, dass Taxis von den wertigen Korrespondenzströmen immer mehr abgeschnitten zu werden drohte, war die neue Regelung für den Ärar des Fürstenhauses sehr positiv, denn man durfte ja als Lehenspost das ganze Franko und Porto von den Hansestädten bis zur Adria behalten, ohne dabei andere Verwaltungen partizipieren lassen zu müssen, wenn wir die Entschädigungen für die inneren Vereinstransite einmal außen vor lassen wollen.

Wie der Postverein für Flächenstaaten (Preußen, Österreich) ein finanzielles Risiko darstellte, so ergaben sich für die Kleinstaaten oder die taxische Lehenspost Möglichkeiten, die sehr attraktiv waren und weidlich genutzt wurden.

Da z. B. der damalige Grenzfrankozwang gerade Bremen in seiner Funktion als Postvereinsaufgabepost bei Überseekorrespondenzen mit diesem Leitweg in die Hände spielte, war dem Stadtstaat der Beitritt zum Postverein ein herzliches Anliegen.

Der Art. 34 des Vertrages bezieht sich eher auf nichtdeutsche Gefilde, da der Begriff "Ausland" ja das Postvereinsausland ansprach, und weniger die Teile Deutschlands, die dem Verein noch nicht beigetreten waren, aber schon Gewehr bei Fuße standen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Lieber Altsax,

ich nehme an, dass dies nur die südlichen Länder wie Baden, Bayern und Württemberg betreffen kann, denn nur diese wurden ja bei Korrespondenzen aus Bremen über Taxis versorgt.

Ich werde je einen Baden- und Württembergspezialisten diesbezüglich befragen. Sobald ich die Antworten habe, gibt es näheres hier.

Liebe Grüsse von bayern klassisch, der auch hier wieder merkt, wie erforscht doch der Postverein ist ...

mar-vel und Altsax

Nun haben wir Klarheit bzgl. der süddeutschen Korrespondenzen von und nach Bremen ab 1851.

Sowohl Baden, als auch Bayern, verkündeten in ihren Verordnungsblättern, dass ab dem 1.5.1851 die günstigen Postvereinstaxen auch nach Bremen gelten.

Da Württemberg erst am 1.9.1851 zum DÖPV kam, war dieses Datum dort nicht zu halten. Hier gilt der 1.9.1851, wobei man sagen muss, dass man anfangs von Württemberg aus noch nicht mit Marken frankieren konnte (hinten in bar kassiert und notiert).

Es wäre schön zu erfahren, wann die k. u. k. österreichische Postverwaltung ihre Korrespondenten davon unterrichtete, dass man mit nur 9 Kr. nach Bremen frankieren kann.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

Weils gerade paßt habe ich auch die Info von Erich521 bekommen, dass Österreich erst ab dem 1.1.1852 die günstigen Postvereinstaxen zwischen Österreich und Bremen (wie den anderen Hansestädten auch) gewährte.

Ein Brief ab Mai/Juni 1851 bis 31.12.1851 von Bremen nach Österreich würde hier gerne mal gesehen ...

Danke Erich und liebe Grüsse von bayern klassisch

Hallo liebe Vorphila-Sammler und Leser dieses Threads,

einen aktuellen Neuerwerb möchte ich nutzen, diesen schönen, jedoch etwas in Vergessenheit geratenen Thread wieder hervorzuholen
Ich zeige Euch einen Brief aus dem Jahre 1849, gelaufen in einer guten Woche vom oldenburgischen Varel nach Cette, Frankreich. Dieses südfranzösiche Städtchen am Mittelmeer zwischen Montpellier und Narbonne schreibt sich seit den 1920er Jahren Sète.
Der Leitweg führte von Varel über Bremen, von dort weiter mit der (preußischen?) Post nach Strasbourg.
Jetzt beginnt es schon, für mich schwierig zu werden: Lief der Brief weiter in die Schweiz nach Basel, um dann nach Lyon zu gelangen, oder hat er bei seiner Zustellung nie schweizer Territorium berührt und gelangte westlich des Juras nach Südfrankreich?
Jedenfalls zeigt die Briefrückseite weitere Stempel von Lyon, Montpellier und schließlich Cette.
Ich denke, es handelt sich um einen Teilfrankobrief, der bis Bremen bezahlt wurde und ab dort als Portobrief nach Frankreich lief. Vorderseitig befindet sich eine durchgestrichene 3 (Groschen?) als Taxvermerk, die der Absender in Varel bezahlt haben könnte (?) (Obwohl ja in aller Regel das Franco rückseitig vermerkt wurde.)
Auf der Briefrückseite kann ich eine 144 sowie 47 entziffern, jedoch aufgrund (noch) mangelnder Kenntnisse über die Gebührenverhältnisse nicht zuordnen. Deswegen bin ich für Eure Hilfe bei der Deutung dieses Briefes sehr dankbar! Welche Gebühren musste der Empfänger in Cette bezahlen?
Kurz anmerken möchte ich noch, daß mich insbesondere die seltene Kombination aus Aufgabe- und Ankunftsort zum Kauf animiert hat. Es ist dem gegenüber verhältnismäßig einfach, vorphilatelistische Transitbriefe nach Frankreich zu finden, die dort beispielsweise die Empfänger Gaden&Klipsch (Bordeaux), Rothschild (Paris) oder Roederer (Rheims) erreichten, um nur einige häufig vorkommende Adressen zu nennen...

Viele Grüße von

Harald