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  4. Stempel

Time-Cummins Stempel

  • Carolina Pegleg
  • 12. Juni 2008 um 05:34
  • Carolina Pegleg
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    • 12. Juni 2008 um 05:34
    • #1

    Mit diesem Beitrag möchte ich die Maschinenstempel der amerikanischen Firmen Time Marking Machine Co. (TMM Co.) und der B. F. Cummins Co. (BFC Co.) hier im Forum vorstellen. Es handelt sich auch bei diesen Stempeln um eine meiner "Zigarrenschachtel" Sammlungen.

    Die Stempel dieser beiden Hersteller werden in der dünn gestreuten Literatur stets gemeinsam unter dem Oberbegriff "Time-Cummins" dargestellt. Es handelt sich allerdings um zwei unterschiedliche Firmen, deren Maschinen auch auf unterschiedlichen Patenten beruhten. Die gemeinsame Behandlung ist wohl vor dem Hintergrund zu erklären, dass es schwierig ist, die Stempel zu unterscheiden (? – ich denke nicht, wenn es vernünftig erklärt wird ;) ), und dass die Firmen in manigfacher Weise über die Person Benjamin Franklin Cummins miteinander verflochten waren, der finanziell persönlich oder über die B. F. Cummins Co. an der Time Marking Machine Co. beteiligt und auch für einen gewissen Zeitraum Geschäftsführer beider Firmen war.

    Auch ich möchte bei der Tradition der gemeinsamen Behandlung bleiben. Wegen der verflochtenen Firmengeschichte, der Zuordnung der Stempel und der relativ grossen Vielfalt an Stempeltypen, stellt diese Ausarbeitung allerdings meine bislang schwerste Aufgabe dar. Da es sich indes um häufiger anzutreffende, teils sehr schöne, beinahe extravagante Stempel handelt, und die B. F. Cummins Co. auch erfolgreich einige Maschinen ausserhalb der USA plazieren konnte, hoffe ich, dass diese Darstellung doch der Mühe wert ist. Es würde mich freuen, wenn bei dem ein oder anderen Leser etwas das Interesse an diesen Stempeln geweckt würde.

    Dieses Thema wird wohl noch für einige Zeit eine Baustelle bleiben, da ich mit der Konzeptionierung noch nicht ganz fertig bin im Hinblick auf die Systematisierung der Stempel. Es wird daher hier anfangs etwas textlastig, bis ich später die Bilder einflicke. Auch ist mir das Thema zu gross als dass ich es komplett erst fertig schreiben könnte, bevor ich es öffentlich mache. Dafür fehlt mir etwas die Disziplin. Wenn ich es aber hier nun angefangen habe, dann bin ich auch motivierter es mit der Zeit fertig zu schreiben.

    Als Appetithappen zeige ich hier eine Postkarte von Terre Haute, Indiana, aus 1910, die einen Stempel einer Maschine der Time Marking Machine Co. zeigt.

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC3.jpg]
    Rätsel zum Überlegen: Welches in der Tat ungewöhnliche Merkmal zeigt dieser Stempel? ?(

    Ach ja, auch wenn dieser Beitrag noch eine Baustelle, soll sich keiner gehindert fühlen nachzufragen oder hier was reinzuschreiben.

    Einmal editiert, zuletzt von Carolina Pegleg (12. Juni 2008 um 05:56)

  • Carolina Pegleg
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    • 12. Juni 2008 um 05:45
    • #2

    Beginnen wir mit der Time Marking Machine Co., obwohl wie wir später sehen werden, die B. F. Cummins Co. eigentlich zeitlich voraus ging. Die Time Marking Machine Co. wurde im März 1904 in Washington, D.C., gegründet. Der Geschäftszweck war "Herstellung, Verkauf, Vermietung, oder anderweitiger Handel mit Maschinen, hauptsächlich Zeit-Stempel, Post-Stempel und Entwertungsmaschinen."

    Zu dieser Zeit, anfangs des 20. Jahrhunderts, war es die grundsätzliche Praxis der amerikanischen Postverwaltung jährliche Ausschreibung für die Anmietung von Stempelmaschinen durchzuführen. Vertragszeitraum war jeweils der 1. Juli eines Jahres bis zum 30. Juni des Folgejahres. Die Praxis, Maschinen im allgemeinen nicht zu kaufen, sondern nur anzumieten, und der jeweils nur kurze Vertragszeitraum, sind sicherlich ein Grund für den Variantenreichtum der frühen amerikanischen Maschinenstempel, um dies an dieser Stelle am Rande zu bemerken. Natürlich hat die US Post auch damals schon gelegentlich Maschinen angekauft. Bei der Ausschreibung für das Vertragsjahr 1904/05 stand die Post allerdings noch unter dem Eindruck des Debakels mit dem Ankauf von rund 400 Maschinen des Herstellers Doremus in den Jahren 1900-1903, die sich in der Praxis als praktisch wertlos erwiesen hatten. Käufe von Stempelmaschinen kamen daher zu diesem Zeitpunkt nicht in Frage.

    Die TMM Co. erhielt für das Vertragsjahr 1904/05 einen Auftrag über die Anmietung von 50 Maschinen zu einem Jahresmietpreis von $300 pro Maschine. Die Firma war indes nicht in der Lage auch nur eine Maschine zu liefern. Sie war erst etwa 3 Monate vor dem Lieferungszeitpunkt, im März 1904, gegründet worden und man hatte sich offenkundig übernommen. Der Grund mag auch in der verspäteten Zuweisung von Patenten zu sehen sein.

    Aufgrund dieses Vorfalls wurde die Firma jedenfalls bei den Ausschreibungen in den Folgejahren zunächst übergegangen. Für das Vertragsjahr 1906/07 erhielt die Firma einen ersten Vertrag über die Anmietung von "wenigstens" sechs Maschinen. In den Unterlagen der amerikanischen Post wurden diese Maschinen nach ihrem Erfinder als "Malmborg" Maschinen bezeichnet. Es war eine Merkwürdigkeit in den Ausschreibungen der Post, dass Verträge sich stets über die Lieferung einer Mindestzahl von Maschinen zur Miete verhielten. Die TMM gewann entsprechend in den Folgejahren 1907/08 und 1908/09 jeweils Verträge für die Lieferung von wenigstens zehn Maschinen und in 1909/10 schliesslich wenigstens 20 Maschinen. Die tatsächliche Anzahl von Maschinen ging über die garantierte Mindestanzahl teils deutlich hinaus. Exakte Unterlagen dazu scheint es nicht zu geben. Die Examinierung von Stempeln gibt einen Anhalt, allerdings besteht das Risiko, dass innerhalb eines Vertragsjahres umgesetzte Maschinen doppelt gezählt werden. Soweit man (= ich) es schätzen kann, gab es in den Jahren 1906/07 und 1907/08 kaum mehr als die vertragliche Mindestzahl an Maschinen (6 bzw. 10). In 1908/09 gab es wohl etwa doppelt soviele Maschinen, als vertraglich mindestens festgelegt (etwa 20 statt 10). Im Vertragsjahr 1909/10 wurde dann die vertragliche Mindestzahl von nun 20 sehr deutlich überschritten. Man kann für diesen Vertragszeitraum rund 100 verschiedene TMM Stempel feststellen.

    In 1909 verlegte die Time Marking Machine Co. ihren Sitz nach Chicago, Illinois, dem Sitz der B. F. Cummins Co., und teilte dort teilweise dieselbe Geschäftsadresse mit dieser Firma. 1909 war ebenfalls das letzte Jahr, in dem Verträge für die Lieferung von Stempelmaschinen von der Post auf Jahresbasis vergeben wurden. Die Postverwaltung wurde autorisiert zur Kostenersparnis nach Ablauf des laufenden Vertragszeitraumes nunmehr einen dreijährigen Vertrag zu vergeben. Dementsprechend umfasste die neue Ausschreibung nunmehr den Zeitraum vom 1. Juli 1910 bis zum 30. Juni 1913. Neben den bekannten Konkurrenten, International, American, Columbia und Universal, gewann auch Time Marking einen Teil der Ausschreibung. Nach dem Vertrag verpflichtete sich die Post mindestens 85 Maschinen von Time Marking anzumieten. Am 1.12.1912 waren tatsächlich 131 Machinen von Time Marking bei der Post eingesetzt, also wiederum deutlich mehr als die vertragliche Mindestzahl von Maschinen. Die 131 ist eine ausnahmswise in amtlichen Unterlagen mitgeteilte Zahl. Man ist hier also nicht wie bei den vorherigen Vertragszeiträumen auf Schätzungen auf der Basis von Stempeln angewiesen. Um die Zahl von 131 Maschinen in Perspektive zu setzen: Anfang 1913 waren rund 2200 Maschinen bei der US Post in Betrieb. Davon waren 1880, also die ganz überwiegende Mehrzahl, von verschiedenen Herstellern angemietet. Der Rest waren Maschinen, die die Post zu irgendeinem Zeitpunkt angekauft hatte.

    Wie eingangs erwähnt ist die Firmengeschichte der Time Marking Machine Co. und der B. F. Cummins Co. kompliziert und verworren. Hier nun ein Hauptpunkt, der für Verwirrung sorgt: Die Maschinen, die von der Time Marking Machine Co. angemietet wurden, wurden von der Post nur anfänglich "Malmborg" Maschinen genannt. Später, ab dem Vertragsjahr 1907/08, wurden dieselben Maschinen jedoch als "Cummins" Maschinen bezeichnet. Man kann über die Gründe für diese Bezeichnung nur spekulieren. Allerdings wurde die Time Marking Machine Co. bei den Vertragsverhandlungen von B. F. Cummins (Mr. Cummins, nicht die Cummins Co.) vertreten, so dass darin der Grund zu sehen sein mag.

    Tatsächlich bestanden nur geringfügige technische Unterschiede zwischen den Malmborg und den Cummins Maschinen. Es handelt sich nicht um neu entwickelte Maschinen. Im Gegenteil, die bereits zuvor im Einsatz befindlichen Malmborg-Maschinen liefen unter dem neuen Vertrag unverändert oder mit kleineren Modifikationen fort. Andere neue Maschinen wurden zusätzlich installiert. Die Post unterschied zwischen all diesen Maschinen, die aufgrund fortgesetzter kleinerer Verbesserungen selten eine wie die andere war, nicht und bezeichnete sie sämtlich als "Cummins."

    Im Laufe des Vertragszeitraumes 1910/13 zog sich die Time Marking Machine Co. aus der Herstellung von Maschinen zurück und übertrug im Januar 1913 auch die Wartung ihrer an die Post gegenwärtig vermieteten Maschinen auf die B. F. Cummins Co. Etwaige neu zu liefernde Maschinen sollten von der B. F. Cummins Co. für Time Marking hergestellt werden. Der Geschäftsbetrieb der TMM Co. beschränkte sich daher vor Ablauf des laufenden Vertragszeitraumes bereits alleine nur noch auf die Vermietung von Maschinen, die sie in der Zukunft selbst weder herzustellen noch zu warten plante. Für den neuen, nunmehr vierjährigen Vertragszeitraum von 1913 bis 1917 unterbreitete die Firma ein Angebot zur Fortsetzung der Miete für die bereits in Nutzung stehenden 131 Maschinen, welches allerdings keinen Erfolg hatte. Sämtliche Maschine der Time Marking Machine Co. wurden daher mit Ablauf des Vertragszeitraumes im Sommer 1913 aus der Nutzung genommen. Von ganz wenigen Nachzüglern abgesehen, können daher nach dem 30.6.1913 keine Stempel der Time Marking Machine Co. mehr vorkommen. Folgeaufträge oder andere Geschäfte mit der amerikanischem Post oder anderen Postverwaltungen gab es keine. Die Gesellschaft stellte ihren Geschäftsbetrieb effektiv im Laufe des Jahres 1914 ein.

    Hinweis zur Häufigkeit und Sammelbarkeit

    Es handelt sich bei der "Cummins" Maschine der Time Marking Machine Co. um eine schnelle, elektrische Maschine, die bei der Ausschreibung in der Kategorie "high grade" u. a. gegen die International Flier antrat. Eingesetzt wurden die "Cummins" Maschinen daher bei Postanstalten mit einem Postaufkommen, das den Mietpreis für eine Hochgeschwindigkeitsmaschine rechtfertigte. Weiterhin war der Haupteinsatzort dieser Maschine in Chicago, und allgemein im Mittleren Westen der USA (Wisconsin, Indiana, Michigan etc.). Der Grund ist wiederum in der Miete anstelle des Kaufes zu sehen. Es war für die jeweiligen Hersteller der Maschinen einfacher und billiger diese in geographischer Nähe zum Firmensitz zu warten. Die Post trug dem bei der Zuweisung der Maschinen Rechnung, da sich dies natürlich auch im Mietpreis für die Post niederschlug.

    Der Firmensitz von International in New York, American in Boston etc. oder hier Time Marking und B.F. Cummins in Chicago läuft daher parallel mit jeweils besonders hoher geographischer Verbreitung. Aus deutscher Sicht ist dies relevant, weil die Staaten des Mittleren Westens eine besonders hohe Konzentration von deutschen Einwanderern hatten. Ich vermute, daher, das Stempel der Time Marking Machine Co. in Deutschland auf amerikanischer Post in dem relevanten Zeitraum von 1907 bis 1913, insbesondere von 1909 bis 1913, nicht so ungewöhnlich sind.

    3 Mal editiert, zuletzt von Carolina Pegleg (13. Juni 2008 um 04:35)

  • Carolina Pegleg
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    • 12. Juni 2008 um 05:46
    • #3

    Rätselauflösung. Wer hat es erkannt? Der Eingangs gezeigte Stempel von Terre Haute zeigt im Vergleich zu anderen typischen Maschinenstempeln eine sehr ungewöhnliche Anordnung des Datums. Die Abkürzung des Monatsnames MAR befindet sich unterhalb der Ortsangabe im oberen Teil des Stempels und das Tagesdatum "1" befindet sich auf einer Linie mit der Uhrzeit. Diese ist, was noch viel ungewöhnlicher ist, minutengenau gestempelt: 4:56 PM.

    Damit kommen wir, bevor wir in die Details dieser Stempel eintauchen, zu einem wichtigen Punkt:

    Wie erkenne ich Time-Cummins Stempel?

    Dies ist zum Glück zumeist nicht schwer. Beinahe alle Stempel der Time Marking Machine Co sowie auch die der B. F. Cummins Co. haben als charakteristisches Merkmal, dass es bei keinem anderen Hersteller gab, dass die Angabe des Tages auf derselben Zeile steht wie die Uhrzeit. Bei allem sonstigem Reichtum an Typen, insbesondere bei den Killern, kann man daran sicher 95% der Stempel der Time-Cummins Familie leicht erkennen. Die einzige Ausnahme sind die später zu diskutierenden "Typ J" Stempel der B. F. Cummins Co. Bis wir dahin kommen, habe ich hoffentlich auch ausgetüfftelt wie man die verwechslungsfrei beschreibt.

    Abgesehen von der einzigartigen Anordnung von Tag und Uhrzeit, waren die Maschinen der Time Marking Machine Co. in der Lage die Poststücke minutengenau zu stempeln, was eine grosse Besonderheit darstellt und was keine andere Konkurrenzmaschine vermochte. Es handelte sich um einen elektrischen, Impuls-gesteuerten Mechanismus. Dies ist technisch, bedenkt man die Zeit der Erfindung, eine faszinierende Sache. Der Mechanismus funktionierte allerdings nie besonders gut und wurde von der Post auch nicht als sehr wichtig angesehen. Stempel der TMM Co. kommen daher ziemlich unterschiedlos mit und ohne minutengenaue Stempelung vor, da der Mechanismus oft auch einfach ausser Betrieb gesetzt wurde.

    Kontext: Die Malmborg-Maschinen

    Die Maschinen der Time Marking Machine Co. gehen, wie oben am Rande erwähnt, auf Erfindungen von Malmborg, zurück. Und zwar, um exakt zu sein, auf eine Machine, für die Malmborg am 2. September 1903 Patentschutz beantragt hatte. Ich muss allerdings noch ein paar Jahre weiter zurück gehen, um den nötigen Kontext zu liefern und die genaue Eingrenzung der TMM Stempel zu ermöglichen.

    E. R. Malmborg hatte nämlich bereits zuvor in 1897 eine andere Stempelmaschinen entwickelt, deren Patent W. B. Martindale zugewiesen war. Diese Maschine kam über kurzlebige Testeinsätze in 1898 und 1903 beim Chicagoer Hauptpostamt nicht hinaus. Die Stempel dieser Malmborg-Maschine werden in der Literatur unter "Malmborg / Martindale" diskutiert. Besonders charakteristisch ist der der um 90 Grad im Uhrzeigersinn verdrehte, querliegende Stempelkopf. Ich zeige hierzu ausnahmsweise einen Abbildung aus der Literatur und kein eigenes Exemplar, das ich mir wahrscheinlich auch nicht leisten könnte:

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC18.jpg]

    Das in 1903 von Malmborg beantragte neue Patent wurde erst im Juni 1906 gewährt. Zugewiesen war dieses Patent nun der Time Marking Machine Co. Dieses Patent bildete die Grundlage für alle Maschinen dieses Herstellers. Die lange Verzögerung in der Entscheidung über den Patentschutz ist mutmasslich der Grund dafür, dass die TMM Co. ihren ersten Auftrag über 50 Maschinen für das Vertragsjahr 1904/05 nicht erfüllen konnte. Richtig ins Rennen kam die Firma erst ab dem Vertragsjahr 1906/07. Es existieren davor, aus 1905 und 1906, lediglich Abschläge von Versuchen, die ebenfalls im Chicagoer Hauptpostamt stattfanden.

    Die Stempel der Time Marking Machine Co. -- Typ A

    Nach dieser Vorrede -- ich hatte ja angedroht, dass die Materie schwierig ist -- kommen wir nun endlich systematisch zu den Stempeln. (Ich hoffe es liest überhaupt noch jemand mit.)

    Zu Beginn ein TMM Co. Stempel aus Chicago aus 1910. Das frühesten Beispiel eines Chicagoer TMM Stempels, das ich habe, und leider nicht so deutlich. Dreht man den Stempelkopf des oben gezeigten Malmborg-Stempels im Kopf richtig, vermag man hoffentlich dennoch die Verwandschaft der beiden Stempel hinsichtlich Größe und Anordnung der Inschriften zu erkennen. Es war auch ein Stempelkopf genau in diesem gezeigten Design, was bei den Chicagoer Versuchen in 1905/06 verwendet wurde. Das Beispiel ist daher auch für eine Schatzsuche "dieser Stempel, aber von 1905" als Vorlage geeignet.

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC16.jpg]

    Die Stempelköpfe lassen eine chronologische Kategorisierung der Time-Cummins Stempel zu, ohne sich in zu vielen Sub-Varianten zu verzetteln. So sind die Stempelköpfe der bisher gezeigten beiden Exemplare der TMM Co. mit etwa 26-27mm Durchmesser deutlich grösser als alle Stempel zeitgenössischer Konkurrenzfirmen und auch späterer Stempel dieses Herstellers. Daneben ist die Anordnung der Inschriften mit der Abkürzung des Monates oben im Stempelkopf unterhalb der Ortsangabe und der Jahreszahl unten oberhalb der Angabe des Bundsstaates relevant. Beginnen wir also die Klassifizierung bei dieser ältesten Type und sagen: Grosser Stempelkreis (26-27mm) plus Monatsabkürzung oben / Jahr unten = Typ A.

    Gezeigt habe ich bislang Typ A Stempel von Terre Haute und Chicago. Hier noch ein weiteres Beipiel dieses Stempelkopfes nun aus Washington, D.C., an dem man sich noch einmal die Typ A Kriterien veranschaulichen kann.

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC2.jpg]

    Weiter im Überblick über die Typ A Stempel noch ein Beispiel eines Station Stempels, South Chicago Station von 1911. Die Designierung als Stempel, der bei einer "Station" verwendet wurde, erfolgte bei den TMM Stempeln stets im Entwerterteil. Das Design mit dekorativer Welle finde ich sehr gelungen. Verwechslung mit Maschinen anderer Hersteller sind schlicht ausgeschlossen.

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC1.jpg]

    Auch im Briefeingang wurde eine TMM Maschine eingesetzt, in Brooklyn NY. Dieses Stück war für mich ein Glücksgriff. Als ich die Karte, ich glaube für 50 Cents, gekauft habe, wusste ich nicht, dass diese Maschinen zur Eingangsstempelung überhaupt nur bei diesem einen Postamt eingesetzt wurden. Auch dieser Stempelkopf ist Typ A.

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC9.jpg]

    Insgesamt gibt es rund 60 verschiedene Typ A Stempel. Diese Zahl berücksichtigt nicht die unterschiedlichen vorkommenden Maschinennummern und Service Letters innerhalb einer ansonsten identischen Stempelkopf / Killer Kombination. Sammelt man auch danach differenziert oder bezieht man auch noch die unterschiedlichen Verwendungsjahre mit ein, kommt man auf deutlich mehr "verschiedene" Stempel.

    3 Mal editiert, zuletzt von Carolina Pegleg (13. Juni 2008 um 04:33)

  • Carolina Pegleg
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    • 12. Juni 2008 um 05:46
    • #4

    Ich habe mir die Darstellung der Stempeltypen chronologisch gedacht, in der Reihenfolge des jeweils ersten Auftretens. Da der Typ A (= grosser Kreis, Monatsabkürzung oben im Stempel, Jahr unten) auch bei den Versuchen in 1905 und 1906 verwendet wurde, war das die erste Type. Stempelköpfe in dieser Form liefen durchgehend in einigen Maschinen von den ersten paar "richtigen" Maschinen im Vertragsjahr 1907/08 bis zum Ende des Vertragszeitraumes 1913.

    Die erste neue Type eines Stempelkopfes tauchte in 1907/08 auf. Nur eine einzige Maschine in Chicago aus allen Maschinen, die für dieses Vertragsjahr zur Verfügung gestellt wurden, wies diesen Stempelkopf auf, und er lief auch nur für dieses Jahr. In der Tat eine absolute Eintagsfliege und in der Tat auch ein ausgesprochen auffälliges Design, bei dem ich nochmals auf eine Kopie zurückgreifen muss:

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC20.jpg]

    Die nächste Type, Typ C, trat erstmals im Vertragsjahr 1908/09 auf. Es gibt rund 20 verschiedene Typ C Stempel mit einem Verwendungszeitraum von 1908 bis 1913. Hier ein Beispiel aus Elgin, Ill. aus 1909, auch wiederum mit minutengenauer Stempelung 3:08 PM.

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC5.jpg]

    Der Stempelkopf der Type C ist genauso gross wie bei der Type A. Allerdings ist die Abkürzung des Monates "gewandert" und befindet sich nun in eigenartiger Weise links des Stempelkopfes vor der Tagesangabe, wie es im amerikanischen auch richtig ist (July 14 und nicht 14. Juli). Gleichzeitig ist auch die Jahreszahl aus dem Stempelkopf verschwunden und steht nun rechts des Stempelkopfes. Um dies zu ermöglichen befindet sich im Killer eine entsprechende Aussparung. Vergleicht man mit der seltsamen Type B, stellt man fest, dass dies dort auch genau dieselbe Anordnung ist. Der einzige Unterschied ist, dass bei der Type C der Stempel von einem Kreis umfasst ist, und bei der Type B von einem Rechteck.

    Weil es so schön ist, hier noch ein Beispiel von Rockford, Ill. aus 1910. Wer will da widersprechen, dass dies coole Stempel sind . . .

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC19.jpg]

    Ab 1910 wurde die letzte hier zu behandelnde Variante eines Stempelkopfes eines Time Marking Maschinenstempels eingeführt, die wesentlich bescheidener als die extravaganten B's und C's daherkommt. Hier ein Beispiel der Type D wiederum aus Chicago, der Stadt in der diese Stempel ihre weiteste Verwendung gefunden haben:

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC7.jpg]

    Die Anordnung der Inschriften bei der Type D ist man nun wieder bei exakt wie bei der Type A. Der Stempelkopf ist allerdings deutlich abgespeckt und nur noch 22–23.5mm im Durchmesser.

    Auch zu dieser Type noch ein weiteres Beispiel. Diesmal aus San Diego, Kalifornien, um zu zeigen, dass nicht alle Time Marking Maschinen im Mittleren Westen eingesetzt waren.

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC8.jpg]

    Und auch für die Type D folgt ein Beispiel von einer Station:

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC6.jpg]

    Das letzte Beispiel war vom 4. Juni 1913 und damit schon sehr Nahe am Ende der Geschichte dieses Herstellers. Insgesamt existieren rund 70 verschiedene Typ D Stempel aus dem Zeitraum von 1910 bis 1913.

    Zusammenfassung / Highlights Time Marking Machine Co.:

    1)
    Alle Stempel der TMM Co. haben das Tagesdatum und die Uhrzeit auf einer Linie. Kein anderer Hersteller ausser der B. F. Cummins Co. hatte Stempeltypen, die diese Anordnung hatten. Dies ermöglicht eine schnelle Eingrenzung der Stempel dieses Herstellers. Die Maschinen besassen teils minutengenaue Stempelung. Verschiedene Typen, insbesonderen die Station-Stempel sind sehr markant.
    2)
    Verwendungszeitraum von Maschinen der TMM Co. war 1905 – 1913, im wesentlichen aber 1908 – 1913.
    3)
    Ausschliesslich nur die vier hier gezeigten und chronologisch vorgestellten Typen von Stempelköpfen sind Time Marking Machine Stempel. Alle anderen Stempel, bei denen ansonsten das Tagesdatum und die Uhrzeit auf einer Linie steht, sind von Maschinen der B. F. Cummins Co. (wird noch im Detail dargestellt).
    4)
    Es gibt eine Vielzahl verschiedener Designs bei den Entwertern (Anordnung der Aussparungen für Maschinennummern und Service Letters, Abstand von oberstem zum untersten Balken etc.). Wenn ein Stempel in einer Stadt in Kombination mit mehreren unterschiedlichen Killern verwendet wurde, ist dies in der angegeben Anzahl "verschiedener" Stempel mit einbezogen. Nicht mit eingerechnet sind unterschiedliche Maschinennummern und Service Letters. Service Letters waren bei diesen Maschinen genau wie bei den International Maschinen belanglos.

    Das war's zu den Stempeln der Time Marking Machine Co. Einge wenige Details habe ich unter den Tisch fallen lassen, z. B. die wenigen Time Marking Machine Sloganstempel oder die noch wenigeren besonderen Transitstempel. Die Darstellung ist für den nur am Rande interessierten Leser ohnehin schon "überkomplett", befürchte ich. :zZz:

    Ich hoffe gleichwohl, dass tatsächlich jemand hierdurch in der Lage war, einen bislang unbekannetn / unbeachteten Stempel zuzuordnen. Meine Vermutung war ja, dass diese Stempel in Deutschland durchaus zu finden sein sollten . . .

    Einmal editiert, zuletzt von Carolina Pegleg (13. Juni 2008 um 05:24)

  • Carolina Pegleg
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    • 12. Juni 2008 um 05:47
    • #5

    Die von mir verwendete Typisierung der Stempel lehnt sich an eine Kategorisierung an, wie sie in einem Artikel in der Zeitschrift Machine Cancel Forum in 1981 von Louis Geschwindner, Reg Morris, und John Koontz vorgeschlagen wurde. Hier ist die Gegenüberstellung dieser Typen mit der Katalogisierung in dem verbreiteten Buch von Russell Hanmer, A collector's guide to U.S. machine postmarks 1871-1925, 3rd ed., 1989, der zwischen den beiden Hersteller nicht unterscheidet.

    1.
    Der Malmborg Stempel rührt nicht von einer Maschine der Time Marking oder B. F. Cummins Co. her.
    Hanmer: unter Time-Cummins gelistet als "experimental" (#1)

    2.
    Time Marking Machine Co. Stempel Typ A
    Hanmer: Time-Cummins Dial 1

    3.
    Time Marking Machine Co. Stempel Typ B
    Hanmer: unter Time-Cummins gelistet als "special dial" (#11)

    4.
    Time Marking Machine Co. Stempel Typ C
    Hanmer: Time-Cummins Dial 2

    5.
    Time Marking Machine Co. Stempel Typ D
    Hanmer: Nicht als eigenständige Type in der Eingangsübersicht gelistet. Die vollkommen unterschiedlich aussehenden Stempelkoepfe TMM Typ D und BCF Typ J erhalten im Katalogteil faelschlich die einheitliche Bezeichnung "Dial 3." Die Dial-3-Abbildung in der Eingangsübersicht ist B. F. Cummins Typ J (siehe auch im Katalogteil #25, 26, 34, 35, 36). Einige der Dial-3-Beispiele im Katalogteil (Typen #22, 23, 24, 30, 31) sind hingegen Time Marking Typ D. Der Unterschied ist offensichtlich, Anordnung von Monatsabkürzung oben und Tagesangabe und Datum auf einer Linie bei Typ D, bzw. so nicht bei Typ J. Ich halte dies für einen redaktionellen Fehler bei Hanmer. Diese beiden Dial-Typen können unmöglich in eins zusammengefasst werden (unterschiedliches Aussehen der Stempel, unterschiedliche Maschinen, unterschiedliche Hersteller). Fazit: Beispiele fuer TMM Typ D sind die Typen im Katalogteil #22, 23, 24, 30, 31. In der Anfangsuebersicht ist der Typ D Stempelkopf, obwohl es der haeufigste TMM Stempel ist, nicht aufgefuehrt.

    6.
    B. F. Cummins Typ E
    Hanmer: Time-Cummins Dial 4

    7.
    B. F. Cummins Typ F
    Hanmer: Time-Cummins Dial 5

    8.
    B. F Cummins Typ G
    Hanmer: Time-Cummins Dial 6

    9.
    B. F. Cummins Typ H
    Hanmer: unter Time-Cummins gelistet als "special dial" (#38 )

    10.
    B. F. Cummins Typ J
    Hanmer: Time-Cummins Dial 3 -- siehe aber oben Ziffer 5). Nicht alle Beispiele im Katalogteil zu "Dial 3" sind BCF Typ J. Hanmer listet irrtuemlich unter diesem Dial-Typ auch die nicht dazugehörigen Time Marking Machine Typ D Stempel auf.

    Anmerkung:
    Die häufigsten Typen sind A, B, D (häufigster Time Marking Stil), F (häufigster Cummins Stil) und J. Alle anderen gibt es nur von wenigen, wenn nicht sogar nur von einzelnen Staedten.

    3 Mal editiert, zuletzt von Carolina Pegleg (18. Juli 2008 um 22:26)

  • Carolina Pegleg
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    • 14. Juni 2008 um 13:50
    • #6

    Puenktlich zum Wochenende habe ich die Stempel der Time Marking Machine Co. fertig geschrieben. War wirklich nicht so einfach. Wenn irgendwas unklar ist, bitte Bescheid sagen, und ich versuche den Text dann zu ueberarbeiten. Bis zur Fortsetzung und Darstellung der Geschichte und Stempel der B. F. Cummins Co. kann es etwas dauern. Ich brauche jetzt erstmal eine Pause.

    Einmal editiert, zuletzt von Carolina Pegleg (14. Juni 2008 um 13:50)

  • Carolina Pegleg
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    • 13. Juli 2008 um 15:42
    • #7

    Ich bin derzeit und auch noch auf absehbare Zeit viel unterwegs. Immerhin habe ich mir vorgenommen nach und nach diesen Beitrag fertig zu schreiben. Werde mich bemühen mich dabei etwas kürzer fassen. Die Stempel aus der Gruppe Time-Cummins sind faszinierend und auch sehr gut sammelbar. Allerdings sind die Details zu der Firmengeschichte wahrscheinlich doch nicht so interessant. Sie ist indes wichtig, um die Stempel der beiden Hersteller zu unterscheiden. Die Vertragsgeschichte mit der Post erlaubt zudem direkte Rückschlüsse auf Verbreitungsgrad, Seltenheit und Vorkommen der Stempel. Also ganz ohne trockenen Text geht es nicht.

    Die B.F. Cummins Co. wurde 1887 in Chicago, Illinois, gegründet. Die ersten Patente der Firma betrafen Perforierungmachinen zur Entwertung oder Kennzeichnung von Schecks und anderen Dokumenten. In 1908 wurde in den USA die Verwendung von Briefmarken mit "perforated initials" ( = "perfins" ), also Marken mit eingelochten Buchstaben oder Monogramm zur Kennzeichung des Verwenders und zur Diebstahlverhinderung, gestattet. Die B. F. Cummins stieg zum führenden Hersteller von Perforierungsmaschinen für diesen Zweck auf, von einfachen Handgeräten hin zu grossen elektrischen Maschinen, die Stapel von Bögen in einem Schlag lochen konnten. Wer sich für Lochungen bei Marken interessiert, wird hier also eventuell überrascht sein, dass er tatsächlich überwiegend Produkte der B.F. Cummins Co. sammelt.

    Ein weiterer Geschäftszweig der Firma, der sich etwa zu dieser Zeit entwickelte, waren mechanische Sortiertische für Briefe. Wie in anderem Zusammenhang und in anderen Beiträgen vielfach erwähnt, waren die frühen Stempelmaschinen nicht in der Lage, die Poststücke vor der Stempelung selbständig mit der Marke in der richtigen Ecke aufzustellen. Diese Arbeit musste weiterhin von Hand geleistet werden. Die Sortiertische der B.F.Cummins Co. sollten diese Arbeit erleichtern. Es gab davon verschiedene Modelle. Bei den grösseren Tischen konnten bis zu acht Beamte nebeneinander stehen und die Post aus Briefkastenleerungen ausrichten und je nach Format in entsprechende Schlitze werfen. Unter dem Tisch liefen Gurte, die die Sendungen wegtransportierten, so dass sie ausgerichtet und nach Formaten sortiert dann von Hand der Stempelmaschine zugeführt werden konnten. Dies sollte Zeit ersparen und die Anzahl der Fehlstempelungen reduzieren. Ob diese Sortiertische tatsächlich mit grosser Zeitersparnis verbunden waren, ist etwas zweifelhaft. Die Firma stellte jedenfalls eine ganze Anzahl dieser Tische her, die ausser in den USA jedenfalls auch in London eingesetzt wurden.

    In diesem Kontext entwickelte sich dann auch ein Interesse der Firma für Stempelmaschinen. Ich möchte spekulieren, dass, wenn es B.F. Cummins gelungen wäre, eine zuverlässige Kopellung zwischen ihren Sortiertischen und der eigentlichen Stempelmaschine herzustellen, die Stempelgeschichte wohl insgesamt anders verlaufen wäre. Daran scheiterte allerdings nicht nur B.F.Cummins, sondern bis in die Nachkriegszeit hinein auch jeder andere Hersteller.

    2 Mal editiert, zuletzt von Carolina Pegleg (18. Juli 2008 um 22:25)

  • Carolina Pegleg
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    • 18. Juli 2008 um 22:01
    • #8

    Nach diesem Streiflicht über die weiteren Geschäftzweige der B. F. Cummins Co. nun zu deren Stempelmachinen, wobei ich soweit wie möglich vereinfache, um hier überhaupt irgendwann mal fertig zu werden.

    Die Firma erwarb zwei Patente für Stempelmaschinen. Das erste Patent, beantragt Juni 1911, erteilt September 1912, betraf eine handbetriebene und leicht transportable Maschine, die wenig Platz einnahm. Die B. F. Cummins Co. bezeichnete diese Maschine als "#2". Die Cummins #2 stempelte etwa 125 Brief pro Minute und war für das Postaufkommen in kleineren Postämtern ideal. Cummins bot diese Maschine zu keinem Zeitpunkt der US Postverwaltung zu Kauf oder Miete an, da sie nicht in die Ausschreibungskategorien der Post hineinpasste. Die Maschine wurde vielmehr direkt an die Postamtsvorsteher vermarktet und durchaus mit einigem Erfolg.

    Die Maschine produzierte die Stempeltypen E, F, G, und H. Die Zuordnung dieser Typen zu Hanmer, habe ich weiter oben mitgeteilt, für den, der hier richtig einsteigen will. ;)

    Alle Stempel der Cummins #2 zeigen das charakteristische Merkmal der Familie der Time-Cummins Stempel: Die Anordnung von Tagesdatum und Uhrzeit auf einer Linie. Die Stempel der Typen E, G, und H gibt es insgesamt nur von rund 20 Städten. Man findet sie daher nicht so häufig. Ich kann keine Anschauungsstücke aus der eigenen Sammlung zeigen und ich will sie insgesamt vernachlässigen, da die Wahrscheinlichkeit, dass jemand einen dieser Stempel findet sehr gering sind. Wenn jemand einen Stempel findet, bei dem Tagesdatum und Uhrzeit auf einer Linie stehen, und der Stempel sieht sonst nicht so aus, wie die hier gezeigen – bitte zeigen.

    Ansonsten: Die absolute Mehrzahl der Stempel der #2 Maschine sind Type F. Es gib rund 500 verschiedene Typ F Stempel und diese findet man eingermassen häufig. Hier ein Beispiel von Groton, Mass. vom 1. Oktober 1923.

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC15.jpg]

    Der Stempelkopf dieses Stempels ist genau wie bei der Type D der Time Marking Machine Co., also 22-23.5mm im Durchmesser (siehe oben). Bei der Cummins Type F gibt es allerdings sehr charakteristisch keine Jahresangabe im Stempelkreis. Stattdessen steht die Jahreszahl rechts vom Stempel und ist in den Killer integriert. Hier noch ein weiteres Beispiel eines Cummins Typ F Stempels aus Farmington, N.H., vom 17. August 1912 -- ein recht frühes Datum für diesen Stempeltyp.

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC17.jpg]

    Die Jahreszahl im Killerteil anstatt im Stempelkreis ist wirklich ein sehr charakteristisches Merkmal. Die Type D der Time Marking Machine Co. und Type F von B. F. Cummins, die jeweils häufigsten Typen der beiden Hersteller, können daran sicher unterschieden werden. Noch einmal ein Typ F der BFC Co., Buck Hill Falls, Pa., vom 13. Juli 1929.

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC12.jpg]

    Da die #2 Maschine direkt an die Postmaster verkauft wurden, findet man diese Stempel ab 1911/12 bis in die dreissiger, ganz vereinzelt auch in die vierziger Jahre hinein -- solange wie die Maschinen eben hielten. Die Stempel sind im allgemeinen sauber abgeschlagen und ich sammele sie ganz gerne.

    Einmal editiert, zuletzt von Carolina Pegleg (20. Juli 2008 um 16:08)

  • Carolina Pegleg
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    • 20. Juli 2008 um 15:31
    • #9

    Das zweite Patent der B. F. Cummins Co. für Stempelmaschinen, beantragt Oktober 1911 und erteilt Januar 1913, lag einer Familie von fünf verschiedenen Maschinen zugrunde, die von der handbetriebenen #11, die etwa 300 Briefe/Minute stempelte, bis zur schnellen elektrischen #5 mit einer Kapazität von 600+ Briefen/Minute reichte. Diese Machinentypen waren auf die Ausschreibungskategorien der US Post für die Anmietung von Stempelmaschinen für den Vertragszeitraum vom 1. Juli 1913 bis 30. Juni 1917 abgestimmt.

    Wie weiter oben bei Time Marking Machine Co. dargestellt, erfolgten bis zum Jahre 1910 seitens der Post jährliche Ausschreibungen für Maschinen zur Miete. Für den Zeitraum von 1. Juli 1910 bis 30. Juni 1913 gab es dann erstmals einen Dreijahresvertrag. Mit dem Ablauf dieses Vertragszeitraumes zum 30. Juni 1913 endete die Geschichte der Time Marking Machine Co. Die B. F. Cummins. Co. positionierte sich hingegen nun erstmalig für die Teilnahme an der Auschreibung für den Vierjahresvertrag ab dem 1. Juli 1913.

    Dazu in Kürze mehr, zuvor noch, etwa im März 1912, vor dem Ablauf des Steuerjahres 1.7.1911 – 30.6.1912 stellte sich heraus, dass noch etwa $12,000 im Haushaltstitel für Stempelmaschinen vorhanden waren. Das Postministerium entschloss sich dieses Geld nicht zurückzugeben sondern weiteren Bedarf an Maschinen abzudecken. Nach kurzfristiger Ausschreibung entschied man sich zum Ankauf von 55 B.F. Cummins #11 Maschinen, die handbetrieben waren, aber sehr leicht auf elektrischen Antrieb umgerüstet werden konnten, was auch geschah. Die 55 Stück elektrische #11 Maschinen wurden in Oktober/November 1912 ausgeliefert. Die Stempel dieser 55 Maschinen bilden die Gruppe der B. F. Cummins Typ J Stempel, die leicht mit den Stempeln anderer Hersteller verwechselt werden können.

    Hier ein Beispiel eines B. F. Cummins Typ J Stempels von Danville, Kentucky, vom 6. 11. 1916:

    [Blockierte Grafik: http://i140.photobucket.com/albums/r28/forsta/Time-Cummins/TC11.jpg]

    Die Typ J sind allesamt Stempel mit sieben Killerbalken ohne Aussparungen für Maschinennummern oder Service Letters. Verwechslung mit Stempeln anderer Hersteller ist möglich (vor allem Columbia), aber hier gibt es ja nun ein Vergleichsstück. Die Typ J Stempel, die von den #11 Maschinen herstammen, sind die einzigen Stempel der Familie Time-Cummins, bei denen das Tagesdatum nicht auf derselben Linie wie die Uhrzeit steht. Eine Columbia-Type, mit der eine Verwechslung insbesondere möglich ist, weil sie dieselbe Anordnung von Jahreszahl und Bundestaat im Stempelkreis zeigt, ist allerdings auch nicht unbedingt häufig. Fazit zur Type J: Es gab nur 55 Maschinen, die nur bei kleineren Postämtern eingesetzt wurden. Man findet diese Stempeltype daher nicht so oft. Ich kann noch ein paar mehr zeigen, muss diese aber nachträglich einflicken.

    Mal schauen, mit der nächsten Fortsetzung kommen wir möglicherweise zum dramatischen Ende . . .

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    • 20. Juli 2008 um 16:55
    • #10

    @ Carolina Pegleg

    Bevor Du zum dramatischen Ende kommst, habe ich den verregneten Sonntagnachmittag genutzt und nach langer Sucherei dann doch noch etwas passendes auf einer Ganzsachen-Postkarte (Scott-Nr. UX19) gefunden.

    Time Marking Machine Co. Stempel Typ C
    Hanmer: # 13, Time-Cummins Dial 2, Killer 2

    Wenn ich es recht sehe, entspricht er dem oben gezeigten Stempel aus Elgin, Ill.

    Mit besten Sammlergrüßen
    Concordia CA

    Bilder

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    2 Mal editiert, zuletzt von Concordia CA (20. Juli 2008 um 20:12)

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    • 20. Juli 2008 um 19:52
    • #11

    Ja, schieben wir das in der Tat dramatische Ende noch mal hinaus. Ich bringe die Sache aber wirklich jetzt bald zum Abschluss. Ich habe heute hier weitergeschrieben, weil ich das umgekehrte Problem habe wie Du. Es ist hier (derzeit St. Louis) so heiss, dass man aus dem Grund nicht vor die Tuer kann. Ich habe eben mit meiner Frau ueberlegt, ob der Sonntagsausflug in eine Shopping Mall oder in ein Kunstmuseum geht. Mangels Klimatisierung kommen andere Ziele nicht wirklich in Betracht.

    Zum Stempel: Ein sehr schoenes Stueck, was Du zeigst. Mit Datum vom 28.10.1908 ist der Stempel also aus der dritten Vertragsphase und, glaube ich, der aelteste Time-Cummins Stempel, der in diesem Thema bislang gezeigt wurde. Ich zeige von dieser Stempelform "Typ C" oben zwei Stuecke aus Elgin und Rockford, Illinois je aus 1910.

    Ich finde die Typ C Stempel aufgrund ihrer einzigartigen Anordnung des Datums faszinierend. Es gibt sie nur aus den folgenden Staedten:

    Bridgeport, Conn., West End Station
    Cedar Rapids, Iowa
    Chicago, Ill.
    Chicago, Ill., Station U
    Chicago, Ill., Stock Yard Station
    Elgin, Ill.
    Evanston, Ill.
    Kansas City, Mo.
    Milwaukee, Wi., Station B
    Pittsburgh, Pa., nur Transitstempel
    Rockford, Ill.
    Springfield, Ill.
    Springfield, Mass.

    Es gibt etwa insgesamt 20 Typen, d.h. bei einigen Staedten gab es mehr als ein Killerdesign das verwendet wurde. Ausserdem gab es unterschiedliche Maschinennummern oder Service Letters. Bei Deinem Stempel ist die Aussparung fuer die Maschinennummer leer.

    Jetzt auf zum Ausflug . .

    2 Mal editiert, zuletzt von Carolina Pegleg (21. Juli 2008 um 00:49)

  • Concordia CA
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    • 20. Juli 2008 um 20:12
    • #12

    @ Carolina Pegleg

    Die Maschinennummer ist vorhanden, aber durch den schwarzen Rand des Werteindruckes kaum zu sehen.

    Am ehesten ist eine 9 zu entziffern. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es eine solch hohe Maschinennummer gab.

    Mit besten Sammlergrüßen
    Concordia CA

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    • 21. Juli 2008 um 01:10
    • #13

    Ja. Nummer 9 kann sein. Die hoechste bekannte Maschinennummer bei diesem Typ C Stempel aus Chicago ist die 17, und geht bei anderen Typen sogar bis zu 20. Allerdings sind ein paar Nummern in einzelnen Jahren oder ueberhaupt bislang nicht belegt. Bei den Maschinennummern und auch den Service Letters ist die Erfassung der Stempel schlicht nicht vollstaendig. Es fehlen auch genaue Verwendungsdaten. Bedenkt man alle Maschinennummern/Service Letter Kombinationen, kannst du Dir vorstellen, wie so eine Liste aussehen muesste. Es gibt da noch viel zu forschen. Ob es wirklich alle Nummern gibt, bzw. ob alle Nummern wirklich gleichzeitig verwendet wurden, also auf die entsprechende Anzahl unterschiedliche Maschinen hindeuten, kann ich mir allerdings fast nicht vorstellen.

    Einmal editiert, zuletzt von Carolina Pegleg (21. Juli 2008 um 01:25)

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    • 23. Juli 2008 um 16:32
    • #14

    Beginnen wir den Anfang vom Ende mit einem kurzem Überblick über die politische Landschaft der Zeit. Präsident seit 1909 war der Republikaner William Taft. Postminister in seinem Kabinett war Frank Hitchcock. Seit 1910 hatte allerdings die demokratische Partei die Kontrolle im US Kongress. Benjamin Franklin Cummins, um den es hier geht, war der Bruder von Albert B. Cummins. Albert Cummins war von 1902 bis 1908 Governeur des Bundsstaates Iowa und von 1908 bis 1926 vertrat er Iowa im U.S. Senat. Er war ein einigermassen einflussreicher republikanischer Politiker und wurde kurzzeitig als möglicher Präsidentschaftskandidat für die Wahl von 1912 gehandelt. Tatsächlich traten der bisherige Amtsinhaber Taft (Republikaner) gegen den früheren Präsidenten Theodore Roosevelt (Präsident von 1901 –1909, ehemals Republikaner, nun unabhängig) und den Demokraten Woodrow Wilson an. Dies waren historisch bedeutsame Zeiten, insbesondere die Spaltung der republikanischen Partei hatte Langzeit-Effekte. Nun egal. Zurück zu den Stempeln.

    Das Vergabeverfahren für die Anmietung von Stempelmaschinen im Vertragszeitraum von 1913 bis 1917 – nunmehr ein Vierjahreszeitraum – begann am 24. Juli 1911. Das Verfahren kann nur als absolutes Chaos bezeichnet werden. Bei einem Zeitraum von vier Jahren, standen alle etablierten Maschinenhersteller praktisch mit dem Rücken zur Wand. Im Falle der Nichtberücksichtigung wäre es schwer, wenn nicht unmöglich im Geschäft zu bleiben. Zudem trat nun erstmals aggressiv und nachhaltig ein weiterer Spieler auf, Walter Bowes und die Universal Stamping Machine Co. Die Ausschreibung wurde mehrfach aufgehoben, es gab zahlreiche Beschwerden von allen Seiten. Jede Fima rügte Vergabeverstösse jeder anderen Firma. Dies liess das Fass überlaufen und das US Repräsentantenhaus setzte im August 1912 einen Untersuchungsausschuss zur Investigation der Vergabepraxis des Postministeriums ein. Hierbei kamen nicht nur das laufende Verfahren auf den Tisch, sondern auch sämtliche tatsächlichen oder vermuteten Unregelmässigkeiten aus vergangenen Verfahren, insbesondere z. B. auch im Hnblick auf die B. F. Cummins Co. Sortiertische (pick-up tables), deren Wert umstritten war. Folgend, im englischem Original worum es ging:

    First. That the action of the department in the rental, purchase and assignment of canceling machines had not been business like, impartial and economical.

    Second. That the department, through one or more of its officers, has shown favoritism in awarding, and in the proposing to award, contracts for rental and purchase of canceling machines to the Time Marking Machine Co. and the B. F. Cummins Co., both of Chicago. Ill.

    Third. That the Canceling Machine Committee, appointed by the Postmaster General's order for making inquiries and recommending awards, was more or less controlled by others in its deliberations and that certain conclusions reached by it were not warranted by facts and circumstances of the case.

    Fourth. That the purchase on June 18, 1912, of 55 hand power canceling machines from the B. F. Cummins Co. of Chicago, Ill., at a rate of $184 each, was done upon insufficient information and probably without authority.

    Fifth. That certain bidders for the rental and purchase of canceling machines have not been treated with proper consideration by officers of the department.

    Die Berichte und Sitzungsmitschriften des Untersuchungsausschusses füllen rund 2000 Seiten. Sie sind trotz ihrer Langatmigkeit von grossem Wert für die postgeschichtliche/stempelkundliche Beschäftigung mit amerikanischen Maschinenstempeln. Unschätzbar sind die unzähligen im Original wiedergegebenen Schreiben, Berichte von Postämtern über den Einsatz von Maschinen etc., die im Original wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit verloren sind. Informationen aus diesen Akten sind an einer Vielzahl von Stellen in diesem Beitrag eingearbeitet, der wirklich mein schwerstes Stück Arbeit war.

    Meiner Meinung nach waren die Time-Cummins Maschinen so schlecht nicht. Auch bei der Vetternwirtscahft bin ich mir nicht so sicher. Im Prinzip endete das Untersuchungsverfahren ohne greifbare Ergebnisse. Bei der Wahl in 1912 gewann der Demokrat Woodrow Wilson, eine neue Verwaltung übernahm, und die Arbeit des Ausschusses endete ohne konkrete Anklage. Die B. F. Cummins Co. kam allerdings bei der Vergabe für die Jahre 1913-17 nicht zum Zuge und erhielt auch später keine Aufträge der U.S. Post mehr über Stempelmaschinen. Sie vermarketet allerdings weiterhin ihre kleinen #2 Maschinen direkt an Postmaster. Im Jahre 1920 änderte die Firma ihren Namen von B. F. Cummins Co. in Cummins Perforator Co.

    B. F. Cummins starb 1941. Die Firma wurde 1944 aufgelöst. Was bleibt, sind die Stempel.

  • Concordia CA
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    • 23. Juli 2008 um 19:47
    • #15
    Zitat

    Original von Carolina Pegleg
    B. F. Cummins starb 1941. Die Firma wurde 1944 aufgelöst. Was bleibt, sind die Stempel.

    ... und Deine exzellente Dokumentation der Time Cummins Stempel und ihrer Geschichte.

    Vielen Dank dafür!

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