Gießen-Wieseck (srs). Wilhelm Raabe nickt anerkennend. Seit einer halben Stunde begutachtet er die Briefmarken von Juliane Laske, die ihm geduldig wartend gegenübersitzt. Mit einer Pinzette entnimmt er die Marken behutsam aus einem Album, hält sie unter eine Lupe und inspiziert: Zuerst den Stempel, dann die Zähne und die Gummierung auf der Rückseite.
»Diese sollen es sein«, sagt er schließlich - auf sieben Briefmarken aus den 20er Jahren deutend. Laske nimmt Stift und Zettel zur Hand und notiert einen Betrag. »Wir Sammler sprechen nicht über Geld«, stellt sie klar. 150 Liebhaber von Ansichtskarten, Münzen, Heimatbelegen und Briefmarken folgten gestern der Einladung des Gießener »Briefmarkensammlervereins 1887« zur Sammler- und Tauschbörse. Die Gäste im Wiesecker Bürgerhaus stöberten, fachsimpelten und frönten stundenlang ihrer Sammelleidenschaft, der in zunehmender Deutlichkeit freilich der Nachwuchs fehlt.