Gab es in Österreich auch Bildpostkarten? Wenn ja, ab wann?
Bildpostkarten Österreich
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Wie es zur Postkarte und zur Bildpostkarte kam.
Auszüge aus Veröffentlichungen von Professor Herbert Schwarzwälder
Seit eh und je war der Austausch schriftlicher Mitteilungen als Ersatz für das Gespräch für Menschen, die schreiben und lesen konnten, von großer Bedeutung. Sei es nun, daß es sich um amtliche Schriftstücke oder private Mitteilungen, um boshafte Drohungen oder feurige Liebesschwüre, um Mahnungen oder Bekundungen von Dankbarkeit handelte. Immer war es auch ein Problem, wie diese Briefe an den Empfänger gebracht werden sollten. Vielfach enthielten sie ja amtliche oder private Geheimnisse. So wurden Briefe versiegelt, auch in Formulierungen, die nur dem Empfänger verständlich waren, oder gar in Geheimschrift verfaßt. Vertrauenswürdige Überbringer suchte man zunächst unter Freunden, reisenden Kaufleuten oder bezahlten Boten.
Seit dem 16./17. Jahrhundert gab es private Postlinien, deren reitende Boten für fürstliche oder städtische Verwaltungen unterwegs waren. Auch nachdem die Postlinien in staatliche Regie genommen wurden, die Verschwiegenheit garantierten, mußten Briefe jeglichen Inhalts in Umschlägen verschlossen werden. Auch die Einführung der Briefmarke 1840 in England änderte daran nichts.Nun gab es mit zunehmender Mobilität besonders der Mittelschichten mehr und mehr Anlässe für kurze Mitteilungen, die jeder lesen durfte und um welche die Mühe des Schreibens eines langen Briefes nicht lohnte: ob man am Strand lag oder einen Berg erklommen hatte, ob es einem gut oder schlecht ging, oder ob die Sonne schien oder es regnete. Soldaten schrieben an die Liebste nach Hause oder der wandernde Handwerksbursche an die Eltern. Auch der aufblühende Handel und die Industrie verlangte nach Möglichkeiten zum Versenden von kurzen, preiswerten Mitteilungen.
Die Anregung für ein offen zu versendendes "Postblatt", das zum Preise von einem Silbergroschen für einheitliches Porto ohne Unterschied der Entfernung verkauft werden sollte, trug der preußische geheime Postrat Heinrich Stephan (wurde erst später geadelt) am 13. November 1865 auf der 5. Deutschen Postkonferenz in Karlsruhe vor.
Doch stieß der Vorschlag auf Ablehnung. Haupteinwand: mangelnde Vertraulichkeit.Auf Anraten des Professors an der Militärakademie in Wien, Emanuel Hermann, führte die österreichische Postverwaltung am 1. Oktober 1869 eine "Correspondenz-Karte" ein, die auf einer Seite das Anschriftenfeld und eine aufgedruckte Briefmarke enthielt, während die andere Seite für Mitteilungen zur Verfügung stand. Diese Neuheit war von Anfang an ein Erfolg. Nun zog die Postverwaltung des Norddeutschen Bundes nach. Am 6. Juni 1870 unterzeichnete Bismarck die "Verordnung betr: die Einführung der Correspondenzkarte", die dann am 1. Juli 1870 in Kraft trat. Die Verordnung hielt sich in der Form weitgehend an die Vorgaben der österreichischen Vorläuferin: eine Seite für die Adresse, die andere für Mitteilungen. Das Porto betrug ein Groschen oder drei Kreuzer. Für die Stadtpost gab es eine verbilligte Gebühr. Die Karte selbst kostete nichts. Die deutsche Postkarte war geboren. Im Deutsch-Französischem Krieg von 1870 - 71 wurden Tausende von Postkarten verschickt, zumal das Porto nur halb so hoch war wie jenes für Briefe. Ab 1. Juli 1872 wurden dann auch privat gedruckte Karten zugelassen, auf die Briefmarken geklebt werden mußten.
Andere Staaten folgten:
1870 Schweiz, Luxemburg und Groß-Britannien
1871 Belgien, Niederlande, Dänemark und Finnland
1872 Schweden, Norwegen und Rußland
1873 USA, Frankreich, Serbien, Rumänien Spanien
1874 ItalienDie anfänglichen Bedenken wegen Verletzung des Postgeheimnisses erwiesen sich als gegenstandslos. Schon 1879 beförderte die deutsche Reichspost mehr als 122 Millionen Postkarten.Nun war die Postkarte, obwohl nicht ausdrücklich verboten, zunächst kein Medium bildlicher Darstellung, Die Geburtsstunde der Bildpostkarte läßt sich nicht genau angeben. Sie lag zwischen 1872 und 1874. Als älteste Vorläuferin dieser Art gilt eine am 16. Juli 1870 vom Oldenburger Hofbuchhändler Schwarz an seine in Magdeburg lebenden Schwiegereltern verschickte Correspondenz-Karte, auf deren Adressenseite er mit einem Klischee das Bild eines Artilleristen druckte. In den Handel gelangte diese Karte nicht, aber sie übte Vorbildfunktion aus.
Der Lithograph Miesler soll Anfang der 70er Jahre Bildpostkarten mit Berlin-Ansichten geschaffen haben. 1871 zeichnete der Göttinger Student Ludolf Parisius Motive für Glückwunschpostkarten, die vom Papierhändler Lange vertrieben wurden. 1872 druckte der Nürnberger Stecher Rorich für den Züricher Verleger Locher eine Züricher Stadtansicht im Stahlstich. 1874 entstanden im Holzstich Ansichtskarten von der Rudelsburg. Alle diese frühen Bildpostkarten wurden einfarbig gedruckt und haben das Bild auf der Mitteilungsseite. Der Absender mußte für seinen Gruß eine freie Stelle benutzen oder das Bild beschreiben. Seit 1878 stellte ein Verleger Bildpostkarten im Lichtdruck nach photographischen Vorlagen her. Erst um 1895 setzte die große Zeit der Bildpostkarte ein. Die mehrfarbige, hauptsächlich im Steindruck hergestellte Bildpostkarte kam in Mode. Der Beruf des Postkartenmalers entstand, und Aquarelle dienten hauptsächlich als Vorlagen. Bald traten neben die Ansichten andere Motivbereiche des menschlichen Lebens. Vor allem setzte jetzt ein großer Sammeleifer ein; Philokartistenvereine wurden gegründet, Postkartenalben und andere Aufbewahrungsmittel verkauft.
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Ich meinte Bildpostkarte nicht im Sinne von Ansichtskarte. Sondern im Sinne von Wikipedia: Bildpostkarte.
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Zitat
Original von thmsfrst
Ich meinte Bildpostkarte nicht im Sinne von Ansichtskarte. Sondern im Sinne von Wikipedia: Bildpostkarte.ja,solche Karten werden auch gerne für Sonderpostbeförderuungen benützt,dann z.T. mit privatem Zudruck-hier 2 Beispiele aus Ebay-Angeboten:
Wie lange es schon Bildpostkarten der österr. Post gibt,kann ich Dir nicht sagen-aber hier im forum gibt es einige österr.Spezis,die Dir da sicher weiterhelfen können...
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Hallo thmsfrst!
Bildpostkarte = postamtlich verausgabte Karte mit Wertstempeleindruck (=Ganzsache) und Bilddruck in Wertstempelfarbe in der linken oberen Hälfte der Vorderseite.
So lautet die Definition wie sie im Lexikon der Philatelie von Ulrich Häger nachzulesen ist.Das trifft sicher auf die meisten frühen Bildpostkarten zu, aber schon auf der zweiten Bildpostkartenausgabe von Lichtenstein (1930) füllte das Bild die ganze linke Hälfte aus. Die ersten Bildpostkarten in Lichtenstein gab es 1929.
Die erste Bildpostkartenserie in Österreich gab es 1927 in den Wertstufen zu 10, 18 und 24 Groschen. Von dieser Serie gab es drei verschiedene Auflagen (1927,1929 und 1930) die man an den Farben unterscheiden kann. Im Anhang links eine Bildpostkarte dieser ersten Serie.
Von Deutschland weiß ich, dass zumindest ab den Ausgaben mit Wertstempeleindruck Heus III, Bilddruck und Wertstempeeindruck verschiedenfärbig sein können. Der Bilddruck ist hier meist in brauner Farbe, der Wertstempeleindruck je nach Verwendung in einer anderen Farbe (bei Inlandskarten z.B. grün).
Ab mitte der 70er Jahre gibt des die ersten Bildpostkarten mit Bilddruck in Farbe. Und schließlich rutschte das Bild anfang der 90er Jahre nach unten um im oberen Bereich platz für die Absenderangaben zu machen (siehe Anhang mitte).
Im Anhang rechts zeige ich noch eine Bildpostkarte von Österreich, die in 41 Auflagen mit insgesamt 1166 Bildern produziert worden ist.Nachschlagen kannst du diese Daten in den neuen 2008er Spezialkatalogen von Michel Österreich und Michel Schweiz/Lichtenstein. Ich hoffe ich konnte dir damit weiterhelfen.
Gruß, obelix.fg
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Jetzt würde mich nur noch intressieren in welchen Spezialkatalogen genau?
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Hallo thmsfrst,
es sind die normalen Michel-Österreich-Spezial 2008 (Ganzsachenteil 84 Seiten) und Michel-Schweiz/Lichtenstein-Spezial 2008 (Ganzsachenteil 71 Seiten). Im Anhang ein Bild der beiden Umschlagseiten des Österreich-Spezial.
Gruß, obelix.fg
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Hallo,
im Spezialkatalog und Handbuch von Schneiderbauer (Krems 1981 ) sind die
Bildpostkarten von Österreich bis 1980 . Auf den Seiten 427 bis 496 sind
alle Bildpstkarten aus den gesamten Serien dieses Zeitraums eineln gelistet.
Leider ist dieses Buch seit langem vergriffen, Die Arge Österreich verleiht an ihre Mitglieder kostenlos dieses Buch.reinhard