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Alter Brief mit vielen roten Röteln

  • BaD
  • 28. November 2007 um 18:47
  • BaD
    erfahrenes Mitglied
    Beiträge
    805
    Geschlecht
    Männlich
    • 28. November 2007 um 18:47
    • #1

    Ich habe diesen Brief schon länger, habe mir das Sachsenbrevier und die alte Sachsenpost zugelegt und weiß nicht weiter. Beide Werke beginnen eigentlich
    erst mit dem Jahr 1850 ( außer den Stempeln).
    Nun zu dem Brief: Er wurde von Dresden 1844 nach Erlangen geschickt. Mit Postvorschuß, was wohl wie eine Nachnahme war? Dort wurde er wegen diesem nicht angenommen und ging zurück. Die roten Zahlen sind wohl die Summe, die der Empfänger bezahlen muß, der ja nun wieder das Stadtgericht in Dresden wäre. Aber die Zahlen sind sehr hoch. Der Postvorschuß ist wohl 3 Thaler ; 19 Neugroschen und 3 Pfennige. Das wären 493 Pfennige. Das könnte die große Zahl erklären, ist aber wohl unlogisch. Da mir schon einmal bestens geholfen wurde, hoffe ich, jemand hat einen Hinweis. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, denn über etwas nachzuforschen was nicht zum Hauptsammelgebiet zählt, ist sehr interessant.
    Gruß und Danke BaD

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  • bayern klassisch
    Gast
    • 28. November 2007 um 19:35
    • #2

    Hallo Bernd,

    auch wenn ich keine Fahrpost sammle - mich fordert die Briefpost schon genug - will ich mal versuchen, das Ding zu knacken.

    Unter einem Postvorschuss verstand man folgendes: Eine tadellose Person, oder eine Behörde, ging mit einem Brief zur Post und wünschte die Einziehung von Geld beim Empfänger. Entweder man bekam den gewünschten Betrag gleich, oder man erhielt ihn erst, wenn die Abgabepost die Auszahlung bestätigte. Dazu war aber ein Vorschussrückschein notwendig (wenn du willst, stelle ich mal morgen einen hier ein, auch wenn er nicht aus Sachsen ist).

    Hier wollte man in Dresden vom K. B. Landgericht in Erlangen 1 Reichsthaler 19 Gute Groschen und 3 Pfennige haben. Am 21.4.1844 wurde er von Dresden nach Hof abspediert. Erlangen notierte oben rechts "den 22.4. sub No. 3 v. Hof", also am 22.4. unter der Fahrpostmanualnummer 3 vom Kurs aus Hof angekommen. Die bayer. Post hatte nun die Geldforderung in rheinischer Währung, also Gulden und Kreuzer, zu konvertieren, was sie mit "3 f. 37", also 3 Gulden (FLorin) 37 Kreuzer auch tat. Die Reduktion erspare ich mir hier im einzelnen, ein guter Groschen entsprach 4 Kr. rheinisch und Brüche wurden aufgerundet.

    Das Gericht verweigerte die Annahme und notierte hinten "Wird mit Postvorschuß beschwert nicht angenommen Erlangen, den 24. April 1844
    Königliches Landgericht Meinet.

    Dies war die übliche Art, mit der bayerische Ämter bei mit Porto belasteten Poststücken zu Werke gingen, denn nach der Vorschrift mussten Behörden unfrankierte Poststücke nicht annehmen (ausser von Oberbehörden!)

    Da er jetzt wieder zu Lasten den Absenders zurücklief, musste auch die Gebühr wieder in sächsischer Währung ausgedrückt werden. Hierfür war immer in Pfennigen zu reduzieren, das war bei der Brief- und Fahrpost so.

    Da die Versendungen nicht gratis waren, kamen auch die Postgebühren noch hinzu, so dass der Absender in Sachsen 654 Pfennige zu zahlen hatte.
    Ausser Spesen nichts gewesen.

    Ich hoffe, etwas geholfen zu haben.

    Beste Grüsse von bayern klassisch

  • BaD
    erfahrenes Mitglied
    Beiträge
    805
    Geschlecht
    Männlich
    • 28. November 2007 um 19:59
    • #3

    Hallo Bayern klassisch, geholfen ist reichlich untertrieben. Es ist viel mehr als ich je erhofft habe. Es ist unglaublich, was man aus so einem Brief und dem vor-
    handenen Wissen herauslesen kann. Ich würde mich über die Abbildung eines Vorschussrückscheins natürlich sehr freuen.
    Fahrpost bedeutet, das diese Art von Briefen wie Pakete befördert wurden?
    Deshalb fehlt wohl auch die Gewichtsangabe?

    Nochmals vielen Dank BaD.

  • bayern klassisch
    Gast
    • 28. November 2007 um 20:35
    • #4

    Hallo Bernd,

    der Unterschied von Fahrpost zur Briefpost ist folgender:

    Briefe ohne Wertangabe bis 16 Loth, Drucksachen bis 1 Pfund, Einschreiben, Expressbriefe, Briefe mit einliegenden oder anhängenden Mustern ohne Wert bis 16 Loth, Postkarten, Poste - restante Briefe bis 16 Loth, Laufzettel und Rückscheine gehörten zur Briefpost, auch Reitpost genannt.

    Die Personenbeförderung mit der Kutsche, Briefe mit Wertangabe, Briefe mit Geld bzw. Wert, Briefe mit höherem Gewicht als 16 Loth, Pakete, Vorschüsse und Nachnahmen bzw. alles, was nicht für die Briefpost geeignet war, gehörte zur Fahrpost.

    Der Name stammte noch aus alter Zeit, als die wichtigen und handlicheren Dinge mit dem Reiter, die schwereren, langsameren und billiger zu transportierenden Stücke mit der langsamen Fahrpost, also schwerem Wagen, transportiert wurden.

    Ein Mittelding war die mit grossem Abstand teuerste Beförderungsart, die Estafette, also eigens für ein einziges Poststück angeheuerte Reiter. Diese beförderten bei unterschiedlichen Gewichten und Grössen fast alles, meistens aber Briefe.
    So konnte ein einfacher Brief mit Estafettenversendung vor der Eisenbahnzeit von München nach Hamburg soviel kosten wie heute ein neues Auto.

    Grüsse von bayern klassisch

  • Germaniafreund
    Gast
    • 28. November 2007 um 20:41
    • #5
    Zitat

    Original von BaD
    Hallo Bayern klassisch, geholfen ist reichlich untertrieben. Es ist viel mehr als ich je erhofft habe. Es ist unglaublich, was man aus so einem Brief und dem vor-
    handenen Wissen herauslesen kann. Ich würde mich über die Abbildung eines Vorschussrückscheins natürlich sehr freuen.
    Fahrpost bedeutet, das diese Art von Briefen wie Pakete befördert wurden?
    Deshalb fehlt wohl auch die Gewichtsangabe?

    Nochmals vielen Dank BaD.

    also eine tolle geschichte, vielen dank auch von mir bayern klassisch,

    das gehört doch in die rubrik " belege erzählen geschichten" sowas hatten wir hier vor nicht alzu langer zeit oder ?

    klaus

  • bayern klassisch
    Gast
    • 28. November 2007 um 20:42
    • #6

    P. S. Die Gewichtsangabe machte ja nur Sinn, wenn das festgestellte Gewicht in Zusammenhang mit dem wertvollen Inhalt stand. Hier war aber kein Inhalt als wertvoll und versicherbar gehalten worden.

    Die Beförderung fand üblicherweise in Felleisen statt - das waren Kisten aus stabilem Holz, eisenbeschlagen, gut wasserdicht verschlossen und versiegelt. Der Inhalt dieser Felleisen wurde in der Briefkarte und ihrem Doppel, auch Attestkarte genannt, festgehalten und war von Poststation zu Poststation zu revidieren bzw. zu bestätigen (oder auch nicht).

    Sorry, das hatte ich beim vorherigen Posting vergessen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • bayern klassisch
    Gast
    • 29. November 2007 um 10:43
    • #7

    Hallo Bernd,

    wie versprochen zeige ich mal hier einen Vorschuß - Rückschein aus Erlangen nach Heidelberg in Baden vom 30.10.1865.

    Der Erlanger wollte auf der Post Geld, das der Heidelberger erst noch einzuzahlen hatte.

    Er sandte ein Poststück nach Heidelberg ab, dem dieser Rückschein beigefügt worden war. Am 1.11.1865 kam es in Heidelberg an, und die dortige Post zog 60 Gulden und 12 Kreuzer vom Empfänger ein, die sie dann der Aufgabepost in Erlangen vergütete.

    Nach Eintreffens des Vorschuß - Rückscheins wurde dem Erlanger Absender das Geld ausbezahlt.

    Merke: Die Versendung von Wertbriefen oder Postvorschußbriefen geschah immer mit der langsameren Fahrpost. Aber die Zurücksendung des Rückscheins wie hier lief immer mit der Briefpost!

    Wenn du noch Fragen hast, weisst du ja, an wen du dich wenden kannst.

    Beste Grüsse von bayern klassisch

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  • BaD
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    • 24. Februar 2008 um 15:50
    • #8

    Nach langer Zeit eine Erkenntnis zu diesem Brief.

    Schon damals war mir unklar, wie der Brief in so kurzer Zeit per Fahrpost den Weg nach Hof bzw. Erlangen zurücklegen konnte. Gestern war ich bei einem Spezialisten für sächsische Vorphilatelie zu Gast, den ich auch danach fragte. Seine Antwort:
    Der ist mit der Reitpost zumindest bis Hof befördert worden. Es sei erwiesen, das das Vorschußbriefe auch mit der Reitpost in Sachsen befördert wurden.
    Das waren natürlich große Ausnahmen.

    Keine besondere Sache, aber man erkennt, das es früher auch schon Ausnahmen von der Regel gegeben hat.

    Unten der Eröffnungsfahrplan der Fahrpost Dresden - Nürnberg vom 1. November 1697.

    Mit freundlichen Grüssen BaD

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  • bayern klassisch
    Gast
    • 24. Februar 2008 um 16:22
    • #9

    Hallo Bernd,

    du kannst ja mal nachrechnen, welche Entfernungen auf den Poststrassen zurückgelegt wurden. Bei der Fahrpost kann man - die Eisenbahn lassen wir mal aussen vor - von etwa 5 km je Stunde ausgehen. Die Reitpost war etwa doppelt so schnell. Heute joggt man als Büromensch schneller.

    Beste Grüsse von bayern klassisch

  • BaD
    erfahrenes Mitglied
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    Männlich
    • 24. Februar 2008 um 16:37
    • #10

    Hallo bayern klassisch,
    du hast Recht, in der Literatur geht man für die Fahrpost von 2 Stunden für eine sächsische Meile = 9,06 km aus. Wenn alles gut geht, denn siehe unten.

    Gruss BaD

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