In diesem Beitrag geht es um die Frage, ob das neue Wasserzeichen, das 1883 eingeführt worden ist, auch auf den Werten zu 10 und 15 Kreuzern der Freimarkenausgabe 1867 vorkommt oder nicht.
Im "Ferchenbauer 2000" wird das Vorkommen des neuen Wasserzeichens für die Werte 2, 3 und 5 kr 1867 bestätigt, für die Werte 10 und 15 kr nur für möglich gehalten (das bedeuten wohl die Striche "-" statt Preisangaben auf Seite 436)
Auch Ing. Edwin Müller war zunächst wohl skeptisch, als er in seinem Buch "Die Postmarken von Österreich" 1927 auf Seite 180 schrieb:
"Ob alle Werte auf das Papier mit dem neuen Wasserzeichen gedruckt wurden, ließ sich nicht feststellen; mit Sicherheit nachweisen konnten wir bisher nur die Werte 2, 3 und 5 kr; wahrscheinlich ist, dass zumindest die Werte zu 25 und 50 kr nicht mehr auf die neue Papiersorte gedruckt wurden."
Bereits 1932 hat Ing. Müller jedoch in der Zeitschrift "Die Postmarke", Seite 258, darauf hingewiesen, dass das neue Wasserzeichen mit den breiteren Buchstaben auch bei den Werten zu 10 und 15 kr ab der zweiten Hälfte 1883 aufgefunden wurde. Belegmaterial wurde allerdings damals nicht gezeigt.
Heute kann der Nachweis an Hand von Belegstücken aus den Monaten Juli und August 1883 dokumentiert werden. Die charakteristischen Merkmale des neuen breiteren Wasserzeichens sind aus den abgebildeten Belegstücken mit Beschreibung erkennbar. Damit ist die Vermutung bestätigt, dass auch die Werte zu 10 und 15 kr mit neuem Wasserzeichen vorkommen.
Den Sammlern, die sich mit den Wasserzeichen der Ausgabe 1867 beschäftigen wollen, sollen noch ein paar Tipps gegeben werden.
Zur Feststellung, ob es sich um das alte oder neue Wasserzeichen handelt, geht man am besten wie folgt vor:
• Wenn möglich, das Jahr im Stempel feststellen, es muss 1883 sein. Der Verwendungszeitraum ist ungefähr die Jahresmitte (April bis Oktober)
• Im Benzinbad schauen, ob die Linien der senkrechten Balken der Buchstaben durchgehen (beim N der schräge Balken, Ausnahmen A, I, K, M). Als Beispiel wird der Unterschied des Buchstaben E abgebildet, links mit altem, rechts mit neuem Wasserzeichen.
• Im Benzinbad mit weichem (!) Bleistift die Breite des Sockels und die Dicke der senkrechten Balken markieren. Wenn die Sockelbreite 10 mm und die Balkendicke 6 mm sind, handelt es sich um das neue Wasserzeichen.
• Lässt sich (ausnahmsweise) die Buchstabenbreite messen, ist die Frage dadurch geklärt, siehe Maßtabelle.
• Für den Form- und Maßvergleich der Buchstaben ist die Lage des Wasserzeichens festzustellen: stehend, Kopf stehend, stehend-seitenverkehrt und Kopf stehend-seitenverkehrt. Dazu sind die vier Positionen freihändig auf ein Blatt zu skizzieren.
• Buchstabenform anhand der Darstellungen vergleichen.
• Belege (mit WZ) der Ausgabe 1883 zum Vergleich benützen.
Wird man nach dem zweiten oder vierten Hinweis fündig (Doppellinigkeit, Buchstabenbreite) liegt das Ergebnis ohne weitere Untersuchungen fest.
Quelle: Die Briefmarke 1/2005 v. Dipl.-Ing. Wilhelm Klagian