Doppelkreisstempel AUSLAGE VON NÜRNBERG

    Liebe Sammlerfreunde,

    möchte zwei Belege mit dem seltenen Zweikreisstempel "AUSLAGE VON NÜRNBERG" zeigen:

    Portobrief von Stuttgart (Württemberg) nach Roth bei Nürnberg vom 24. Juli 1816.
    Württ. 6 Kr. / Bayern 9 Kr.
    Der Empfänger bezahlte 15 Kreuzer Porto.

    Postvorschußbrief von Dresden nach Cannstatt bei Stuttgart vom 24. Februar 1820.
    4 Gulden 27 Kreuzer wurden in Auslage genommen.

    In der Literatur ist erwähnt, daß dieser Stempel von 1816 bis 1818 in Verwendung war. Hat jemand Belege vor dem 24.7.1816, bzw. nach dem 24.2.1820.

    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

    Hallo,

    nach langer Zeit schaue ich wieder einmal ins Forum und kann hierzu folgenden Brief vom 29.5.1816 mit der entsprechenden Beschreibung zeigen:
    Obwohl Preußen durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses die linksrheinischen Gebiete und damit auch Aachen am 5.4.1815 wieder zurück erhielt, lag die Posthoheit bis zum 30.6.1816 bei der Thurn und Taxisschen Post. Preußen machte jedoch zur Bedingung, dass zwei Drittel des Reinertrages an die preußische Kasse abzuführen waren. Die Rheinprovinzen wurden somit erst ab dem 1.7.1816 in den Bayerisch - Preußischen Postvertrag einbezogen.
    2 gGr. (französische Schreibweise) kostete die Beförderung mit dem linksrheinischen Cours bis Köln. Dort dürfte der Portobrief wohl versehentlich, vermutlich wegen eines Lesefehlers Merseburg statt Meersburg, in das Ober-Sächsische Briefpaket gekommen sein, anstatt in das Oberrheinisch-Schwäbische Paket.
    In Leipzig wurde der Irrtum bemerkt und demzufolge der Brief in das Amtspaket Leipzig - Nürnberg umspediert. Zuvor wurden 11 sächs. Groschen für die fremden Kosten von 9 gGr. und die innersächsische Strecke bis Leipzig angesetzt. Nach § 4 des Vertrages zwischen Bayern und Sachsen vom 16.12.1810 wird für das innere sächsische Porto von Leipzig bis Hof 1 ½ sächs. Groschen bezahlt.
    56 Kr. (entspricht 12 ½ sächs. Groschen) wurden in Nürnberg in Auslage genommen, wobei dieser Nürnberger Auslagestempel im Gegensatz zum Segmentstempel nur sehr selten vorkommt. In Nürnberg schrieb der Postbeamte zusätzlich den Vermerk "per Leipzig"an, um der badischen Post zu dokumentieren, dass der Brief deshalb so teuer ist, weil er über Leipzig spediert wurde. Ab Hof entrichtete die badische Post an Bayern 12 Kr. Transitkosten (§ 8, Vertrag Bayern - Baden von 1810).
    Im Einzeltransit über Lindau gelangte der Beleg schließlich nach Baden, wobei noch 2 Kr. württembergischer Transit anfielen, so dass der Empfänger mit dem badischen Porto von 1 Kr. insgesamt 1 fl. 11 Kr. bezahlen musste.