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Thomas Hollmann sorgt sich um die Briefmarke. Unser Kolumnist sieht ein Kulturgut in Gefahr.
Klaus Zumwinkel hin oder her, viel skandalöser ist, dass die Deutsche Post jetzt die Briefmarke zum selber basteln anbietet. Das geht so einfach, da ist der massenhafte Missbrauch vorprogrammiert. Auf der Internetseite der Post stellt der Briefmarkenbastler ein Foto ein, von sich, seinem Hund, seiner neuen Harley und drei Tage später hat er die eigen bebilderten Umschläge und kann sich in alle Welt versenden.
Das ist nicht nur unansehnlich, das ist erschütternd! Wie wir immer mehr zu einer Ich-Gesellschaft verlottern, in der ein jeder in die Handy-Kamera grinst – und jetzt auch noch vom Briefkuvert herab.
Schuld ist Peer Steinbrück. Der Bundesfinanzminister hat die Ich-Marke nicht verhindert. Dabei wäre das seine Aufgabe gewesen. Der Finanzminister hat das hoheitliche Recht über unsere Briefe. Er allein bestimmt, was auf ihnen kleben darf.
Graf Zeppelin, Wilhelm Busch, Hildegard Knef, der Nationalpark Unteres Odertal, die Eisenbahnhochbrücke Rendsburg, 100 Jahre ADAC, 1000 Jahre Bistum Bamberg – die von Staats wegen gefertigte Briefmarke war immer auch ein angeleckter Spiegel unseres Landes und Lebens. Und jetzt grüßt Tante Sigrun zum 75. Eine Marke verliert ihren Wert.
Schlimm ist das. Nicht zuletzt für die Philatelisten. Oder sollen die jetzt Tante Sigrun sammeln? Nein, auf Briefmarken kann man nicht mehr setzen. Da bleibt einem nur noch das schnöde Geld als verbindende Größe. Denn das ist mal sicher: 50-Euro-Scheine wird man auch in Zukunft nicht selber drucken dürfen.
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